30:28 – Leidenschaftliche MT kämpft die Füchse nieder
War das packend. War das intensiv. Die MT Melsungen schlägt die Füchse Berlin 30:28 (13:13) und bleibt auch nach dem 30. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga zu Hause ungeschlagen.
Wer am Samstagabend nicht den Weg in die Kasseler Rothenbach-Halle gefunden hatte, der hat etwas verpasst. Nach mitreißenden 60 Minuten bezwang die MT Melsungen dank einer kämpferischen und leidenschaftlichen Mannschaftsleistung die Füchse Berlin 30:28 (13:13).
Mit vorsichtigem Abtasten hatten beide Teams nicht viel am Hut. 4.491 Zuschauer bekamen vom Anwurf weg eine unglaublich intensive Partie geboten. Nach gerade einmal fünf Minuten marschierten die Unparteiischen zum Videoschiedsrichter – David Mandic kassierte im Anschluss die erste Zeitstrafe des Spiels. Nur eine Minute später musste Berlins Lasse Andersson raus zum Zuschauen, kurzum: Die Kontrahenten schenkten sich nichts.
Nach gut zehn Minuten übernahmen die Gastgeber das Kommando. Innerhalb von sechs Minuten war Adam Morawski viermal zur Stelle, und wie! Der Pole im Kasten der MT knüpfte nahtlos an seine Leistung vom Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen an. Zudem packte die Melsunger Deckung um Abwehrchef Adrian Sipos ordentlich zu. Und so legten die Nordhessen einen 4:0-Lauf hin – Timo Kastening schloss mit seinem vierten Treffer nach herrlichem Tempogegenstoß zum 9:4 ab (17.).
Erneut eine Top-Leistung: MT-Keeper Adam Morawski. (Fotos: Käsler)
Es lief für die MT. Doch dann legten wie aus dem Nichts die Gäste aus der Hauptstadt los. Paul Drux läutete nun einen 4:0-Lauf auf Seiten der Füchse ein, die nach dem Tor von Mathias Gidsel ins verwaiste MT-Tor zum 9:8 ruckzuck wieder dran waren (19.). Die siebte Parade von Morawski rüttelte die Heimmannschaft wach, in der Folge ging es hin und her, die Fans in der Halle kamen auf ihre Kosten. Ein toller Heber von Mandic zum 11:10 (24.), ein gefühlvoller Abschluss von Kastening zum 12:11 (25.) – das war großes Kino.
Aber auch die Berliner ließen nicht locker, und so ging es beim Stand von 13:13 in die Pause. Wobei die Unterbrechung der Intensität keinen Abbruch tat. Nach dem Wechsel schmissen sich die Profis direkt wieder in die Zweikämpfe kämpften um jeden Zentimeter. Ivan Martinovic eröffnete den zweiten Durchgang mit einem ordentlichen Lattenkracher.
Kurze Zeit später zielte er besser und verwandelte zum 15:14 für die MT (33.). In dieser Phase schlug obendrein Mandic dreimal zu, sodass die Melsunger, die nun öfter mit einem siebten Feldspieler operierten, mit 17:15 in Führung gingen (36.). Dann schalteten die Gäste abermals einen Gang höher, und nach einem Doppelpack von Hans Lindberg lagen erstmals die Füchse beim 18:19 in Front (41.).
Selten war der Begriff offener Schlagabtausch so treffend wie an diesem Samstagabend. Nun rannten die Gastgeber einem Rückstand hinterher. Angetrieben von den lautstarken Fans, machten Elvar Örn Jonsson und Kastening aus einem 20:22 ein 22:22 (47.). Puh. Hier war alles möglich. Die letzten zehn Minuten versprachen, eine wirklich heiße Nummer zu werden.
Und das hielten sie auch. Als Dainis Kristopans die MT erstmals wieder in Führung brachte, Erik Balenciaga direkt zum 26:24 nachlegte (53.), und dann erneut Kristopans einen drauflegte, flog in der Halle fast das Dach weg. Die Zuschauer hatten längst ihren Sitz- in einen Stehplatz umgewandelt. Und die Frage lautete: Würden die Füchse abermals zurückkommen?
Nein! Denn die MT hatte Adam Morawski. Erst parierte er einen Siebenmeter gegen Lindberg, der zuvor viermal souverän getroffen hatte. Dann fand Max Darj seinen Meister in dem Polen. Und vorn erhöhte Martinovic auf 28:24 (58.). Wahnsinn.
Danach wurde es zwar noch etwas dramatisch. Fabian Wiede und Lindberg verkürzten auf 28:26 (59.), zudem sah Mandic nach seiner dritten Zeitstrafe die Rote Karte, aber nach Kastenings neuntem Tor des Abends zum 30:27 (60.) war diese packende Begegnung endgültig entschieden. (Robin Lipke)
Stimmen
Roberto Garcia Parrondo: Wir sind natürlich sehr zufrieden. Wir haben ein starkes Spiel gegen eine sehr starke Mannschaft gemacht.
Jaron Siewert: Diese Partie hat alles bereitgehalten. Kampf. Emotionen. Für uns wäre mehr möglich gewesen, wir haben es im Verlauf der zweiten Hälfte aber nicht geschafft, uns abzusetzen. Kastening war heute überragend, Mandic auch sehr sicher von Linksaußen. Die Meisterschaft können wir nun ad acta legen.
Statistik
MT Melsungen: Morawski (14 Paraden / 27 Gegentore), Simic (0 P. / 1 G. bei einem Siebenmeter); Kühn, Balenciaga 2, Mandic 4, Sipos 1, Kristopans 4, Ignatow, Moraes, Drosten, Jonsson 2, Arnarsson 2, Aho 1, Martinovic 5, Kastening 9/3, Pavlovic – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
Füchse Berlin: Milosavljev (6 Paraden / 24 Gegentore), Kireev (2 P. / 6 G.); Wiede 1, Darj 1, Tollbring 3, Andersson 3, Lindberg 8/4, Gidsel 8, Freihöfer, Langhoff, av Teigum, Kopljar, Jacobs, Marsenic 2, Drux 2 – Trainer Jaron Siewert.
Schiedsrichter: Lucas Hellbusch (Trebur) / Darnel Jansen (Trebur); Spielaufsicht: Thorsten Zacharias.
Zeitstrafen: 12 – 6 Minuten (Mandic 5:05/56:09/58:43, Jonsson 17:05/21:13, Sipos 40:05 – Andersson 6:49, Langhoff 22:37, Darj 39:11); Rote Karte: Mandic 58:43 (3. Zeitstrafe)
Strafwürfe: 4/3 – 5/4 (Kastening scheitert an Milosavljev 22:05 – Morawski pariert gegen Lindberg 55:08)
Zuschauer: 4.491 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft)
Spielstände: 1:0 (2.), 1:1 (2.), 3:3 (8.), 5:4 (11.), 9:4 (17.), 9:8 (19.), 10:10 (24.), 12:12 (26.), 13:13 (30.) HZ – 13:14 (31.), 15:15 (34.), 17:15 (36.), 18:19 (41.), 20:22 (45.), 23:23 (49.), 28:24 (58.), 28:26 (59.), 30:27 (60.), 30:28 (60.) Endstand.