33:26 – MT feiert dritten Sieg im dritten Spiel

Die MT Melsungen hat in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga einen perfekten Saisonstart hingelegt. Die Nordhessen gewannen am Donnerstagabend ihr drittes Heimspiel hintereinander und feierten einen nie gefährdeten 33:26 (19:9)-Sieg gegen den HSV Hamburg.

Ein Erfolg mit einer Souveränität, die man lange nicht gesehen hat in der diesmal mit 2.872 Fans gefüllten Rothenbach-Halle. Und hochverdient, vor allem in der Art des Zustandekommens. Denn Trainer Roberto Garcia Parrondo hatte die Mannschaft gehörig umgekrempelt, was der rot-weißen Überlegenheit von der ersten Minute an jedoch keinen Abbruch tat. 

Hamburg wirkte insbesondere im ersten Durchgang zeitweise völlig überfordert und kapitulierte fast vor der bärenstarken MT-Deckung. Die erst nach der Pause etwas weniger Intensität an den Tag legte, was dem mit sieben Toren erfolgreichsten Hamburger Dani Baijens entgegenkam. In einer sehr ausgeglichenen Melsunger Mannschaft, in der einzig Rogerio Moraes ohne Erfolg blieb, kamen die beiden Rückraum-Halben Ivan Martinovic und Julius Kühn auf jeweils fünf Treffer.

Gab es Überraschungen bei Spielbeginn?
Aber ja! Fast alles neu bei der MT, hätte man meinen können. Einzig Erik Balenciaga repräsentierte die allgemein erwartete Startformation im zentralen Rückraum. Dass Julius Kühn für den verletzten Elvar Örn Jonsson auflaufen würde, war klar. Aber statt Dainis Kristopans komplettierte Ivan Martinovic den Rückraum. Die Nahwurfzone war der jungen Garde vorbehalten: Florian Drosten und Dimitri Ignatow außen, Arnar Freyr Arnarsson am Kreis. Dazu im Tor Adam Morawski statt Nebojsa Simic.

Wie schlug sich die vermeintliche Backup-Formation?
Überragend! Der Spielstand von 10:5 nach einer Viertelstunde sprach ohnehin für sich. Aber wie sie zustande gekommen war, das nötigte höchsten Respekt ab. Was insbesondere Arnar Freyr Arnarsson am Kreis leistete, war beeindruckend: drei Tore ohne Fehlversuch. Getoppt allerdings ganz klar von Ivan Martinovic, der neben vier Toren noch zwei direkte Vorarbeiten verbuchte. Zum Zunge schnalzen der Heber von Dimitri Ignatow, sehenswert Adam Morawskis Paraden. Und eine Augenweide die Regie von Erik Balenciaga, der diese ungewohnte Formation souverän führte.

Hielt der Anfangsschwung an?
Das tat er. Wobei das 11:6 von Balenciaga für Raunen sorgte, denn er rannte den zum Block bereiten Jakob Lassen regelrecht über den Haufen und ließ, derart fulminant durchgebrochen, Bitter keinerlei Abwehrchance. Lauter Jubel brach aus, als Morawski bärenstark gegen Niklas Weller parierte, Martinovic sich den Abpraller schnappte und vom eigenen Kreis übers gesamte Feld zum 13:6 (19.) einlochte. Johannes Bitter war zu Gunsten eines weiteren Feldspielers draußen, weil Jakob Lassen gerade eine Strafe absaß. Punktuell baute Roberto Garcia Parrondo ohne Qualitätsverlust nach und nach die anfänglichen Bankspieler ein. Nur Julius Kühn hielt von den Startern die Stellung, erhöhte erst auf 15:8 (21.) und jagte praktisch mit der Halbzeitsirene das Leder mit richtig Schmackes zur Zehn-Tore-Führung ins Dreieck. Da stand das Publikum bereits seit mehr als einer Minute, um seiner Begeisterung ob der bärenstarken Leistung der MT in diesem ersten Durchgang Ausdruck zu verleihen. Was für eine Demonstration!

Führte die Halbzeit-Unterbrechung zu mehr Ausgeglichenheit auf der Platte?
Ja. Die Hamburger hielten in der Abwehr jetzt mit mehr Entschlossenheit dagegen, brachten die MT ins passive Spiel. Obwohl Parrondo auf seine erfolgreiche Anfangsformation zurückgewechselt hatte. Bei Melsungen schlichen sich Unkonzentriertheiten ein, Balenciaga unterlief ein technischer Fehler, Martinovic scheiterte ebenso an Johannes Bitter wie auch der Spanier kurz danach. Der HSV dagegen behielt die Übersicht und nutzte die immer noch seltenen Löcher im stabilen rot-weißen Abwehrverbund: Frederik Bo Andersen verkürzte auf 17:12, ehe Dimitri Ignatow nach fast sieben gespielten Minuten endlich die Torflaute der Gastgeber beendete. Von diesem Moment an war es ein zwar optisch ausgeglichenes Spiel, aber doch mit spielerischem Übergewicht Melsungen.

Wie war es um die Einsatzbereitschaft bestellt?
Trotz der im Grunde beruhigenden Führung sehr gut. Hechtete sich schon im ersten Durchgang Erik Balenciaga nach praktisch jedem auch nur halbwegs freien Ball und hatte damit sogar zweimal Erfolg, tat es ihm Ivan Martinovic nach. Vollkommen untadelig stand die Abwehr vor Adam Morawski, der seine Klasse zwar zeigen durfte, aber dazu gar nicht so oft verpflichtet war. Was die von Adrian Sipos dirigierte Abwehr da an Hamburger Druck wegschaffte, war enorm. Ob Martinovic, Mandic, Moraes – alle stellten einen mustergültigen Block und ließen das Spielgerät oft genug gar nicht bis zum Polen durchkommen. Es gab mehrfach Szenenapplaus für geblockte Würfe und defensiv eroberte Bälle.

Geriet der dritte Erfolg im dritten Spiel vor eigener Kulisse nochmal in Gefahr?
Nein, nicht wirklich. Zwar stand da nach dem Seitenwechsel ein vollkommen anderer HSV auf dem Feld, der sich endlich richtig wehrte. Aber das reichte nicht, um die souveräne Vorstellung der MT nachhaltig zu beeinflussen. Die hatte ihre fast siebenminütige Durststrecke zu Beginn von Durchgang zwei gut verdaut und kam auch nicht ins Wanken, als Dani Baijens zwischenzeitlich auf 23:17 (46.) verkürzt hatte. Im Gegenteil fügte sich der erstmals eingewechselte Domagoj Pavlovic sofort mit einem Tor zum 27:19 (50.) ein, traf Dainis Kristopans auf klasse Ablage von Balenciaga sogar über die erste Welle. Zu guter Letzt versuchte es der HSV dann mit einer offenen Abwehr und für eine Minute mit doppelter Überzahl. Ohne Erfolg jedoch, bis auf einen schönen Kempa-Treffer von Dani Baijens und eine dezente Annäherung sprang für die Gäste nichts mehr heraus. Dafür sorgten zwei eingewechselte MT-Youngster für die Krönung des erfolgreichen Abends: In den letzten beiden Spielminuten traf sowohl Manuel Hörr als auch Jan Waldgenbach und sorgten für Gänsehaut-Feeling und Standing Ovations.

Stimmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Ich kann es kurz und schnell machen. Wir sind sehr zufrieden, dieses Spiel gewonnen zu haben. Das war sowohl im Angriff als auch in der Abwehr sehr gut. Vor allem in der ersten Halbzeit. Diese Situation jetzt müssen wir genießen. Hamburg wünschen wir in den nächsten Spielen viel Erfolg, allen anderen noch einen schönen Abend.

Torsten Jansen: Glückwunsch an die MT zum Sieg. Ich bin bedient nach dieser ersten Halbzeit, da gibt es auch nichts schönzureden. Die Taktiktafel habe ich deshalb zur zweiten Hälfte auch gleich in der Kabine gelassen. Bei uns hat ohne Ausnahme jeder Fehler gemacht, die Wurfquote war unterirdisch. Trotzdem mussten wir das nach der Pause annehmen und da kann ich der Mannschaft dann auch keinen Vorwurf mehr machen. Aber so wie in der ersten Halbzeit habe ich sie noch nie gesehen. Das war ernüchternd, es fehlte einfach an allem. Das müssen wir jetzt ganz schnell aus den Köpfen bekommen, denn schon am Sonntag müssen wir nach Magdeburg.
(Michael Koch)

Statistik
MT Melsungen: Morawski (8 Paraden / 26 Gegentore), Simic (n.e.); Kühn 5, Balenciaga 2, Mandic 2, Sipos 2, Kristopans 3, Ignatow 4, Moraes, Drosten 1, Arnarsson 3, Waldgenbach 1, Hörr 2, Martinovic 5, Kastening 2/2, Pavlovic 1 - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

HSV Hamburg: Bitter (9 P. / 25 G.), Vortmann (1 P. / 8 G.); Pachmann 1, Mortensen 5/2, Tissier 3, Lassen 3, Weller, Axmann 1, Andersen 5, Niemann, Hartwig, Severec, Bergemann, Ilic 1, Valiullin, Baijens 7 - Trainer Torsten Jansen.

Schiedsrichter: Frederic Linker (Recklinghausen) / Sascha Schmidt (Bochum); DHB-Spielaufsicht: Stefan Schneider

Zeitstrafen: 10 – 4 Minuten (Sipos 19:47, Martinovic 45:10, Kühn 52:12, Kristopans 53:12, 5Waldgenbach – Baijens 11:42, Lassen 17:24)

Strafwürfe: 2/2 – 2/2

Zuschauer: 2.872 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielstände: 0:1 (2.), 2:2 (4.), 5:3 (8.), 8:4 (12.), 10:5 (15.), 13:6 (19.), 14:8 (23.), 16:9 (26.), 19:9 (30.) HZ – 19:12 (37.), 21:13 (38.), 23:14 (41.), 23:17 (46.), 26:18 (49.), 27:19 (50.), 29:20 (54.), 30:25 (58.), 31:25 (59.), 33:26 (60.)