Adam Morawski im Podcast: An Handball war ich zunächst nicht interessiert

Mit Keeper Adam Morawski ist ein Garant des Punktgewinns im letzten Heimspiel gegen den SC Magdeburg zu Gast im „Fulle Power-Podcast“. Der Pole erzählt, wie er sich seit Sommer eingelebt hat bei der MT und in Kassel und warum es ihm so wichtig war, schon vor seinem Wechsel deutsch zu lernen. Podcast-Moderator Patrick Schuhmacher spricht mit dem 28-Jährigen auch über seine Sternstunde in der Hinrunde als er in Kiel 20 Paraden zeigte und die MT nach 10:19-Rückstand fast noch zum Punktgewinn parierte. Darüber hinaus schildert der sympathische MT-Neuzugang seine sportliche Vita in Polen, angefangen in seinem kleinen Heimatdorf bei Ciechenów, also dort, wo seine Handballkarriere begann.



Wie alles begann

Adam Morawski kam in seiner Schule mit dem Handball in Kontakt. Dabei war er zunächst gar nicht so an diesem Sport interessiert. Weil aber seine Freunde im Verein spielten, ist er irgendwann mit ihnen gegangen. “Die haben gesagt, komm mit zum Training, wir brauchen einen Torwart und ich hab gedacht, na gut, dann versuche ich es”. Er stammt aus einem 500-Einwohner-Dorf. Von dort bis zur 45.000-Einwohner-Stadt Ciechanów und zu seiner Schule – wo seine Handballkarriere begann – sind es aber nur etwa acht Kilometer. Heute muss er sich manchmal wundern, dass er, der aus einem ganz kleinen “Nest” kommt, es relativ weit im Handball gebracht hat.

Deutsch ist Pflicht

“Nachdem ich den Vertrag bei der MT unterschrieben hatte, habe ich mir als erstes vorgenommen, deutsch zu lernen. Rund fünf Monate vor meinem Umzug nach Melsungen habe ich damit begonnen. Ich wusste zwar, dass wir viele Spieler in der Mannschaft haben, die eher englisch sprechen. Aber ich wollte trotzdem so gut deutsch sprechen können, dass ich alles, was ich hier auch außerhalb des Sports erledigen muss, wie zum Beispiel Behördengänge, Einkaufen, etc., selber schaffen kann. Für mich ist es normal, dass ich die Sprache des Landes spreche, in dem ich lebe”.  

MT-Torwarttrainer Carsten Lichtlein über Adam Morawski:

"Adam ist ein ruhiger, sehr bescheidener Typ. Aber bei der Arbeit ist er immer sehr konzentriert und fokussiert. Er nimmt das an, was ich ihm als Hinweise gebe, er ist gewillt, zu lernen. Ich denke, das ist das A & O, dass die Arbeit erfolgreich wird. Was man dann auch auf dem Spielfeld sehen kann. Vom Typ her unterscheidet er sich sehr von seinem Positionskollegen Nebojsa Simic. Er ist eigentlich das Gegenteil von Simo und das ist gut so. Ob von der Statur her, von der Art sich zu bewegen, vom Stellungsspiel – da gibt es klare Unterschiede. So kann man den Gegner auch vor unterschiedliche Situationen stellen, je nachdem, was gerade gefordert ist”.



Adam ist mit der Einschätzung seines Charakters durch Carsten Lichtlein einverstanden. Er sagt: “Ja, ich bin abseits des Handballs eher ein ruhiger Mensch. Aber sobald der Anpfiff zum Spiel ertönt, gibt es bei mir einen Wechsel. Dann sind die Emotionen hoch, die Fans sind da, es ist laut in der Halle, ich fokussiere mich dann nur noch auf das Spiel. Das war schon bei mir in Polen so – ob im Verein oder in der Nationalmannschaft”.

Zu seinem Start in Deutschland

Nach eigenem Bekunden waren für ihn seine ersten Monate in Deutschland nicht einfach. Viele neue Eindrücke, andere Mannschaften und andere Mitspieler. Er habe zuvor neun Jahre immer nur in Polen gespielt und sein Ziel war es, irgendwann in die Bundesliga zu gehen. Er habe lange und hart dafür gearbeitet und ist nun zufrieden und dankbar, dass er bei der MT diese Möglichkeit bekommen hat: “Wir haben mit Simo einen weiteren sehr guten Torwart
bei der MT. Er spielt eine super Saison. Aber auch ich kämpfe und gebe alles für die Mannschaft. Ich weiß, ich kann besser halten, aber auch schlechter und deshalb bin ich mit meiner Leistung zufrieden so, wie es derzeit ist. Als ich in Polen gespielt habe, war es so, dass es etwas gedauert hat, bis meine Zeit gekommen war. Genauso ist es hier in Deutschland jetzt. Auch Carsten Lichtlein hat ja schon gesagt, dass meine Zeit kommen wird”.   

Als die MT in die sportliche Krise schlidderte, war Adam Morawski nicht sonderlich überrascht. Das habe er in Polen auch schon erlebt: “Es kommen im Sport auch mal schwierige Momente. Da ist es dann wichtig, als Team zusammenzubleiben, zu reden – auch mit den Fans – so wie wir es gemacht haben. Jetzt sehen wir, dass es insgesamt sportlich wieder besser läuft”. 

Zum Verhältnis zu seinem Torhüter-Pendant Nebojsa Simic

Hierzu hat Adam eine klare Einstellung: “Natürlich will jeder von uns möglichst viel spielen. Und deshalb sind wir auch Konkurrenten um den Platz im Tor. Aber ansonsten sind wir Kollegen. Simo spielt schon seit sechs Jahren in dieser Liga, er weiß also sehr viel. Und das gibt er mir auch mit Tipps weiter. Ich kann ihn zu Spielern fragen, zu dessen Wurfbildern. Ich kann immer zu ihm kommen und bin dankbar, dass er mir hilft”.

Nebojsa Simic sagt über die Unterschiede zwischen beiden Keepern: “Mein Torhüter-Stil ist ziemlich speziell. Ich habe immer geschaut, wie andere Torhüter spielen und habe von jedem etwas davon in mein Spiel integriert und mit eigenen Ideen kombiniert. Ich versuche mehr, den Ball zu attackieren, während Adam viel mit den Beinen arbeitet. Egal ob flach oder in der Höhe, fast ein bisschen wie Landin. Das ist auch wichtig, dass wir unterschiedliche Stile haben. Denn je nach Gegner und dessen Schützen brauchst du einen bestimmten Typ von Torhüter”.

Wie sich die MT-Torhüter auf den nächsten Gegner einstimmen

Interessant ist auch die Vorbereitung auf ein Spiel, auf den nächsten Gegner: Drei Tage vor dem Spiel bittet Torwarttrainer Carsten Lichtlein seine Torwartgruppe zum Videostudium. Dann wird  analysiert und miteinander werden die Besonderheiten einzelner gegnerischer Spieler be- sprochen und die Handlungsmöglichkeiten der Torhüter erarbeitet. Danach erhalten die Torhüter einzelne Videos zum Selbststudium für die folgende Tage. Adam Morawski schaut dann sogar am Spieltag selbst noch ein letztes Mal die wichtigsten Passagen an. So wusste er zum Beispiel auch im letzten Match gegen Magdeburg, wohin der Siebenmeterschütze am liebsten wirft. Das Ergebnis ist bekannt: Morawski entzauberte Kay Smits bei seinem zweiten Strafwurfversuch, den der – wie erahnt – durch die Beine des Keepers werfen wollte.   

Was sonst noch im Podcast zu hören ist

Weitere “Geheimnisse”, Einstellungen und Ansichten von Adam Morawski zu interessanten Fragen von Patrick Schuhmacher und eines Fans hören Sie im Fulle-Power Podcast, der überall dort abrufbar ist, wo es  Podcasts gibt und natürlich auch hier auf der MT-Homepage. Jetzt unbedingt reinhören! – B.K.


[Fotos: A. Käsler]