Alle Hände voll zu tun

Nun gilt es: Am Samstag will die MT Melsungen im Qualifikations-Rückspiel bei Elverum Handball den Einzug in die Gruppenphase der European League perfekt machen.

Straffes Programm. Weniger als 48 Stunden nach dem 28:20-Sieg zum Bundesliga-Auftakt beim TBV Lemgo Lippe ist die MT Melsungen direkt wieder gefordert. Am Samstag steht das so wichtige Qualifikations-Rückspiel gegen Elverum Handball auf dem Programm. Anwurf in Norwegen ist um 17 Uhr.

Um die Gruppenphase der European League zu erreichen, muss die MT den Vorsprung aus dem 28:23-Erfolg am vergangenen Samstag verteidigen. Was allein sportlich schon eine Herausforderung darstellt. Hinzu kommt, dass den Profis weniger als zwei Tage für die Regeneration zur Verfügung stehen. Auf das Physio-Team kommt also viel Arbeit zu: „Wir werden alle Hände voll zu tun haben“, sagt MT-Physiotherapeutin Jule Junghans. 

Deshalb gehört auch ihr Kollege Leon Feckler zum MT-Tross, der unmittelbar nach der Partie in Lemgo zum nah gelegenen Flughafen Paderborn aufgebrochen ist. Essen im Bus, schnell einchecken, Sicherheitskontrolle, direkt aufs Rollfeld, Abflug, Landung in Oslo, mit dem Bus nach Elverum, geplante Ankunft 2.30 Uhr – Reisestress pur. Jule geht davon aus, dass ihr Terminplan bis kurz vor dem Spiel „pickepackevoll“ sein wird.

Kleinere Handgriffe seien bereits im Bus möglich. Ein bisschen mobilisieren, kühlen, Kompressionshosen von MT-Partner Blackroll leisten gute Arbeit, „wir haben auch schon mal Lymphdrainagen im Bus gemacht. Aber die Welt kannst du während solch einer Reise nicht retten“, sagt die 25 Jahre alte Physiotherapeutin.

Gut gelaunt: Jule Junghans bei der Arbeit während des Turniers in der Nordhessen-Arena. (Fotos: Käsler)

Seit fast sieben Jahren steht Jule in Diensten der MT. Los ging’s in der D-Jugend, danach durchlief sie jede Talents-Mannschaft bis hoch zu den Männerteams, und seit dieser Saison ist sie hauptverantwortlich für die Bundesliga-Profis zuständig – „für meinen 20-köpfigen Kindergarten“, wie sie liebevoll sagt. Sie spüre Rückhalt in der Mannschaft, sie fühle sich komplett akzeptiert, habe sich aber erst beweisen müssen. Als Frau in solch einer Männerdomäne zu bestehen, sei nicht immer einfach. Aber: „Inzwischen spuren die Jungs.“

Kurzum: Der Job macht ihr Spaß. Extrem sogar. Schon während ihrer Ausbildung an den Rohrbach-Schulen in Kassel stand für sie fest, dass sie gern im Sektor Leistungssport tätig sein möchte. Wobei sie schnell festgestellt hat, dass die reine Therapie nur einen Teil der Arbeit darstellt. Jule drückt es so aus: „Ich kümmere mich nicht nur um die körperlichen Wehwehchen.“ Manchmal sei die Behandlungsliege so etwas wie ein Beichtstuhl – „und ich die Kummertante“. Jule schmunzelt. Welche Themen in diesen Momenten auf den Tisch kommen, verrät sie freilich nicht. Beichtgeheimnis.

Jule ist da für die Mannschaft, und das rund um die Uhr, wie sie sagt. Nicht selten meldet sich spät abends noch mal ein Spieler, um etwas abzusprechen. „Der Job nimmt viel Zeit in Anspruch und erfordert Flexibilität. Das musst du wollen.“ Sie sei die Erste beim Training, und diejenige, die am Ende das Licht ausmacht. Privatleben? Das stehe halt manchmal zurück.

Und apropos Privatleben. Jule stammt aus Mörshausen bei Spangenberg, in dem 300 Einwohner Ort lebt sie heute noch – mit Mama, Schwester und mit ihrem Verlobten. Die Physiotherapeutin mag’s familiär. Und sie mag gute Laune. Für Menschen wie Jule hätte Oma den herrlichen Begriff Ulknudel verwendet. Im Teamhotel läuft die 25-Jährige gern mal mit einem Karaoke-Mikro durch die Flure und heizt die Stimmung an.

In dieser Hinsicht vertritt sie einen klaren Standpunkt. Sie könne es absolut nicht leiden, wenn jemand dreinblickt wie sieben Tage Regenwetter: „Schlechte Laune gibt es bei mir nicht. Und wenn doch, nerve ich solange, bis ein Lächeln auf den Lippen ist.“

Vor der Partie gegen Elverum muss sie zumindest nicht die Gute-Laune-Fee spielen. Die Jungs seien nach dem Sieg im Hinspiel deutlich relaxter gewesen, berichtet Jule. Als sei Druck abgefallen. „Keiner war total euphorisch. Aber wir haben uns einen guten Puffer erarbeitet. Das war bei den Jungs deutlich zu spüren.“ Von daher hofft Jule, dass die Stimmung in Norwegen nicht angeschoben werden muss. Die Physiotherapeutin hat ja ohnehin genug zu tun. (Robin Lipke)

Was passiert bei welchem Ergebnis in der Terningen Arena?
  • Zur Erinnerung: Nach dem 28:23-Sieg im Hinspiel hat die MT ein Polster von fünf Toren.
  • Die MT ist weiter, wenn sie am Samstag gewinnt oder unentschieden spielt.
  • Bei einer Niederlage kommt es auf die Höhe an: Die MT ist weiter, wenn sie mit höchstens vier Toren verliert.
  • Die MT scheidet aus, wenn sie mit mehr als fünf Toren verliert.
  • Verliert die MT mit fünf Toren, egal ob 23:28 oder 21:26 oder 34:39, dann fällt die Entscheidung im direkt anschließenden Siebenmeter-Werfen. Heißt: Bei Tor-Gleichstand nach den beiden Begegnungen spielt es keine Rolle, welche Mannschaft auswärts mehr Treffer erzielt hat.