Beim Spitzenreiter unter Wert verkauft
Die MT Melsungen hat ihr Auswärtsspiel beim damit weiterhin verlustpunktfreien Spitzenreiter und ersten Meisterschaftsanwärter HC Eintracht Hildesheim mit 32:37 (16:19) verloren.
Die ganze Mannschaft spürte es nach dem Abpfiff: Da wäre mehr drin gewesen beim großen Favoriten. Entsprechend tief hingen die Köpfe nach unten. Die Vorzeichen passten eigentlich. Angefangen bei den beiden guten Matches der Vorsaison, weiter über die derzeitige Verletzungsmisere der Niedersachsen bis hin zum eigenen vollen Kader, in dem alle Förderkader-Akteure mit an Bord waren. Und auch der gute Start mit der 2:1-Führung durch Tore von Rene Andrei und Florian Drosten nach etwas mehr als drei Minuten war gelungen.
Umso ärgerlicher, dass die Fortsetzung des positiven Weges nicht gelang. Wobei das relativ war, denn auch wenn die Eintracht durch Hendrik Hanemann das Ergebnis schnell drehte, war die Partie weitgehend offen. Mit Vorteilen der Gastgeber zwar, die über 9:7 (14.) auf 11:8 (19.), jeweils durch Piet Möller, ausbauten. Aber auch mit starker Reaktion der MT 2, die während einer Strafe gegen Robin Müller zielstrebig zum 12:12 (Bruno Eickhoff, 22.) aufschlossen. Gleich neun Treffer bis dahin gingen auf das Konto von Rene Andrei (5) und Tom Wolf (4). Zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr auf dem Spielfeld: Benjamin Fitozovic, der nach einem Schubser gegen Möller statt einer vertretbaren Zeitstrafe gleich den Roten Karton sah.
Dass es nach dem Ausgleich zu einer Wende nicht reichte, und bis zur Pause doch wieder minus drei waren, lag an der löchrigen, weil insgesamt viel zu offensiv agierenden, Deckung. Im Innenblock stimmte es zwar größtenteils und auch Hildesheims Außen waren weitgehend unter Kontrolle. Dazwischen aber, auf den Halbpositionen, öffneten sich die Gassen für Möller und vor allem Jakub Tonar viel zu oft. Ein Malus, den Co-Trainer Petr Hruby, in Vertretung für den erkrankten Finn Lemke, in der Halbzeit abstellen konnte.
Besser wurde es nach dem Seitenwechsel dennoch nicht, denn nun ließ sich die defensiver stehende Deckung wiederholt durch clever gesetzte Hildesheimer Sperren aushebeln. Dazu machten sich im Vorwärtsgang die zuletzt fehlenden gemeinsamen Trainingseinheiten bemerkbar. Der Ball lief nicht flüssig genug, notwendige Automatismen fehlten. Die Folge: Binnen acht Minuten war der Rückstand nach Möllers 25:18 auf sieben Tore angewachsen und eine kleine Vorentscheidung bereits gefallen.
An Wille und Einsatzbereitschaft mangelte es nicht, aber das schnelle, druckvolle Spiel der Hildesheimer zog eine Menge Energie. So dass weder Andrei noch Wolf die Leistung aus den ersten 30 Minuten zu wiederholen vermochte. Und weil zwischen den Pfosten auch Jannik Büde und Jan Lasse Herbst nicht ihren stärksten Tag erwischt hatten, drohte nach Lothar von Hermannis 28:20 (42.) sogar eine richtige Abfuhr. Dagegen stemmte sich vor allem der eingewechselte Pawel Krawczyk, Florian Drosten sorgte mit drei Toren dafür, dass der Rückstand nicht noch weiter anwuchs.
Die letzten zehn Minuten gehörten dann aber doch noch einmal den Nordhessen. Die ihren Ärger über einige strittige Entscheidungen im Spielverlauf zuvor abschüttelten, sich auf ihre eigenen Stärken besannen und trotz nachlassender Kräfte ordentlich kämpften. Über die rechte Angriffsseite trafen Jonas Riecke und Leon Stehl, am Kreis setzte sich Bruno Eickhoff in Szene. Nach dessen 32:27 (53.) nahm HC-Coach Daniel Deutsch schon früh seine letzte Auszeit und beendete damit die kleine Aufholjagd der Melsunger, deren Aufbäumen etwas zu spät einsetzte, um noch einmal richtig nah heranzukommen.
Statistik
MT Melsungen 2: Büde, Herbst, Krawczyk; Stehl 5, Riecke 3, Grolla, Reinbold 1, Liebergesell, Wöhler, König, Fitozovic, Drosten 6/2, Wolf 7, Andrei 5/1, Weiß, Eickhoff 5 – Trainer Petr Hruby.
HC Eintracht Hildesheim: Wesemann, Krka – Möller 6, Müller 4, Juric, Tonar 9, Hanemann 1, Quedenbaum 5, Jonas, Wippermann, von Hermanni 6/4, Gabriel, Wesemann, Billepp 6 – Trainer: Daniel Deutsch.
Schiedsrichter: Julian Lauenroth / Arne Surrow (Lübeck / Kronshagen) - Zeitstrafen 10 : 6 Minuten – Disqualifikation: Fitozovic (MT2, 14.) - Strafwürfe 3/3 : 4/4 - Zuschauer: 1050.
Verlauf: 0:1 (1.), 1:2 (4.), 4:2 (7.), 4:4 (8.), 9:7 (14.), 11:8 (17.), 12:12 (22.), 14:12 (24.), 17:13 (26.), 19:16 (Halbzeit) – 22:16 (35.), 25:18 (38.), 28:20 (42.), 29:23 (46.), 32:24 (51.), 32:27 (53.), 36:28 (55.), 37:32 (Ende).