C2-Jugend: Die perfekte Saison und ein nicht alltäglicher Weg dahin

Makellose Bilanz von 16 Siegen aus ebenso vielen Spielen, eine Tordifferenz von +203. Oder: Zehn Punkte Vorsprung auf den Tabellen-Zweiten und 81 Tore mehr als die nächst treffsichere Mannschaft der Liga. Was die C2-Jugend der MT Talents mit Peter Martinez als Trainer und Jessica Zuschlag als Betreuerin da in der für sie gerade abgelaufenen Bezirksliga-Saison geleistet hat, ist enorm. Erst Recht, wenn man die dahinterstehende Philosophie betrachtet.

Denn nicht nur die statistischen Daten überzeugen. Als einzige Zweitvertretung setzte sich die Martinez-Truppe gegen acht Hauptmannschaften anderer Vereine durch, und das mehr als souverän. „Wir sind alle miteinander befreundet. Freundschaft ist Harmonie. Wir verstehen uns als Einheit und halten alle ganz fest zusammen“, beschreibt Bruno Winkler, warum die Mannschaft so formidabel funktioniert. Und das ist keine Floskel, sondern auch gleich die nächste Erklärung für eine weitere Besonderheit: Unter den 15 Top-Torschützen der Liga findet sich, so kurios es auch anmutet, nicht ein einziger Akteur der MT Talents!

Warum das so ist, erklärt Kjell Hildebrand, neben Ben Luca Rudolph einer der beiden Kapitäne: „Torjäger sind die herausragenden Spieler anderer Teams. So etwas haben wir nicht. Bei uns achten wir darauf, dass alle zum Zuge kommen und dabei natürlich maximal Spaß haben.“ Will heißen: Oft genug spielen wirklich und tatsächlich alle für einen. Damit am Ende nämlich möglichst jeder im Team sein persönliches Erfolgserlebnis hatte und auch das Gefühl, aktiv beigetragen zu haben. „Dafür muss ein eigentlich guter Spieler auch schonmal eingebremst werden“, schmunzelt Kjell Hildebrand.

Die Übersicht darüber zu behalten, wer vielleicht noch zu kurz gekommen ist, obliegt mitunter ausgerechnet dem Jüngsten. Nikan Jakob ist Jahrgang 2011, noch D-Jugendlicher und wird hinter den Stammkräften Julian Klapdor und Tristan Heimbuch bereits als Spielmacher an die C2 herangeführt. Natürlich hat er, wie jeder seiner Mitstreiter, das Ziel, “später einmal höher zu spielen“, wie er es sehr bescheiden formuliert. Lernen könne er dabei eine ganze Menge von seinem Trainer Peter Martinez, bezieht der Youngster den Erfolgscoach mit ein, der in diesem Jahr bereits seine vierte Bezirksmeisterschaft feiern konnte.

Etwas forscher wird der junge Spangenberger allerdings, wenn er auf sein Alter und die Größe angesprochen wird: „Es geht im Handball nicht nur um das Körperliche. Da ist auch Köpfchen gefragt!“ Spätestens wenn es in der zweiten Hälfte auf das Ende zugeht, ist das bei seiner Mannschaft der Fall. In der Spielsteuerung nämlich. Wenn Nikan, wie seine Positionskollegen Heimbuch und Klapdor sowie Co-Kapitän Hildebrand, die Übersicht haben muss, wer noch ein wenig Unterstützung braucht in Sachen persönlicher Beteiligung am Erfolg.

Vom üblichen Parallelstoßen und forcierten 1-gegen-1 in der ersten Halbzeit eines Spiels profitieren vornehmlich die individuell stärkeren Akteure. Bruno Winkler zum Beispiel, der mit seinen 86 Toren auf Rang 17 der Torjägerliste intern die Spitze der Melsunger einnimmt. In der zweiten Hälfte stehen dann aber auch gezielt einstudierte Auftakt- und Auslösehandlungen auf dem Programm, die auf spezifische Positionen abgestimmt sind. Da sind dann Hildebrand und das Dreiergespann der Regisseure mit Jakob gefragt, die Erfolgserlebnisse so in die Wege zu leiten, dass möglichst jeder in der C2-Jugend der MT Talents nach Spielschluss die Gewissheit hat: Ich war beim Sieg meiner Mannschaft mittendrin, nicht nur dabei! (Michael Koch)