Er bringt die MT-Jungs auf Trab

Der Kader der MT Melsungen ist in dieser Woche etwas ausgedünnt. Ein Großteil der Mannschaft ist mit den jeweiligen Nationalteams unterwegs. Um die verbliebenen Profis kann sich Athletiktrainer Jonas Schmidt nun intensiver kümmern.

Viel los ist derzeit nicht bei den Trainingseinheiten der MT Melsungen. Was nicht heißen soll, dass die Profis des nordhessischen Handball-Bundesligisten die Füße hochlegen. Nein. Wegen diverser Einsätze für die jeweiligen nationalen Auswahlen steht Chefcoach Roberto Garcia Parrondo nur eine überschaubare Zahl an Spielern zur Verfügung.

Genau genommen, sind es sieben daheimgebliebene Profis. Taktische und handballerische Elemente im Training umzusetzen, gestaltet sich da etwas schwieriger. Dafür kümmert sich Athletiktrainer Jonas Schmidt in dieser Woche intensiver um die Spieler: „Bei einer kleineren Gruppe kann ich auf jeden einzelnen besser eingehen“, sagt der Mann, der seit dieser Saison die Melsunger Profis in athletischer Hinsicht auf Trab bringt.

Einheiten, in denen vornehmlich konditionelle Inhalte auf dem Programm stehen, lösen nicht zwangsläufig Jubelstürme aus. Weil zuletzt aber eine recht hohe Taktung an Spielen anstand, betrachte der eine oder andere die athletischen Komponenten sogar als willkommene Abwechslung, sagt Schmidt. Ihm sei aber auch bewusst, „dass die Jungs lieber spielen, als an der Athletik zu arbeiten“.

Damit spricht Schmidt das Schicksal eines Athletiktrainers an. Die Jungs seien nicht immer happy, wenn er auf den Plan trete. Oder anders ausgedrückt: „Wenn ich Hütchen aufbaue für verschiedene Laufübungen, hält sich die Freude meist in Grenzen.“ Die Handballer gehen aber professionell damit um. Gehört nun mal dazu.

Vor allem zum Start in die Woche nach einem Spiel am Wochenende stünden athletische Inhalte auf dem Trainingsplan. Ob es einen Unterschied mache, ob die Mannschaft gewonnen oder verloren hat? Eigentlich nicht, sagt Schmidt. Vielleicht sei die Motivation nach einer Niederlage ein klein bisschen größer: „Da weiß jeder, dass er noch mehr reinhauen muss.“ Zumindest bestehe nach negativen Ergebnissen bei den Spielern erhöhter Redebedarf. Da werde in den Pausen zwischen den Belastungen wesentlich mehr untereinander diskutiert.

Zu den Profis hat Jonas Schmidt inzwischen einen richtig guten Draht: „Wir haben uns in den zurückliegenden Monaten sehr gut kennengelernt und lachen auch viel miteinander“, sagt der 28-Jährige. Er habe sich prima eingelebt. Aber was heißt schon eingelebt? Wenn sich Schmidt nicht in seiner Melsunger Wohnung aufhält, befindet er sich mit den MT-Jungs entweder in der Melsunger Stadtsporthalle, in der Rothenbach-Halle oder im Fitnessstudio BLU in Guxhagen. Viel mehr habe er in der Region bislang nicht entdecken können.

Denn wenn der Athletiktrainer mal etwas Luft im Terminkalender hat, sitzt er ratzfatz im Auto Richtung Essen. Dort hat er jahrelang gelebt und vor der MT für den Tusem Essen gearbeitet. Heute zieht es ihn weniger zu seinem ehemaligen Klub, sondern vielmehr zu seiner Freundin Sina. Geplant sei aber, „dass wir dann schon irgendwann zusammenziehen. Also dass sie nach Nordhessen kommt.“

Und apropos Nordhessen: Was den Trainer, der aus dem Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen stammt, noch immer irritiert: „Die Menschen hier neigen dazu, schnell zu meckern.“ Den Ausdruck mähren habe er in diesem Zusammenhang allerdings noch nicht gehört. Aber er bleibt ja noch lang genug, um auch etwas Mundart zu entdecken. (Robin Lipke)