European League: Niederlage in Kiel und ein weiterer Schock
Die MT Melsungen hat das Hauptrundenrückspiel am Dienstag in der EHF European League beim THW Kiel zwar klar mit 24:35 (13:20) verloren, kann aber über die Playoffs noch das Viertelfinale in diesem Wettbewerb erreichen. Beste Schützen vor 6.155 Zuschauern in der Wunderino Arena sind Kiels Ellefsen á Skipagøtu (9) und Melsungens Nikolaj Enderleit (5).
Er kann sich trotz seiner guten Angrifssleistung mit fünf erzielten Treffern nicht freuen: Nikolaj Enderleit – Foto: A. Käsler.
Nach den neuerlichen verletzungsbedingten Ausfällen von Elvar Örn Jonsson und Arnar Freyr Arnarsson stehen Roberto Garcia Parrondo in Kiel nur noch 11 Feldspieler zur Verfügung. Doch es soll in diesem Spiel noch härter kommen.
Die dünne Personaldecke ist auch mit ein Grund dafür, zunächst keinen siebten Angreifer zu bringen, wie noch drei Tage zuvor im Liga-Duell in Flensburg. Als Anfangsformation beordert der Chefcoach Ian Barrufet, Aaron Mensing, Jonathan Svensson, Dainis Kristopans, Timo Kastening und Rogério Moraes aufs Feld und Nebojsa Simic zwischen die Pfosten.
Die ersten fünf Spielminuten gehören weitestgehend dem THW Kiel, der durch Ellefsen á Skipagøtu, Emil Madsen und Magnus Landin mit 3:0 in Führung geht. Den ersten Melsunger Treffer erzielt Jonathan Svensson.
In der Abwehr stellt die MT eine 6:0-Formation mit Adrian Sipos und Rogério Moraes im Mittelblock. Doch der gesamten Defensivabteilung macht in der Folge die Kieler Rückraumachse mit Eric Johansson und den bereits erwähnten Skipagøtu und Madsen große Probleme. Vor allem der flinke Färöer ist kaum zu stoppen, ihm gelingt beinahe alles.
Das Parrondo-Team versucht, dagegen zu halten. Aaron Mensing bedient Rogério Moraes mustergültig, der Kreisläufer trifft zum 4:2 (7.). Den nächsten Melsunger Angriff schließt der Halblinke selbst ab, markiert das 5:3 (8.). Und als Dainis Kristopans auf 6:4 (10.) stellt, hat es den Anschein, als könne die MT auch in ihrer arg dezimierten Besetzung dem favorisierten Gastgeber das Leben noch einigermaßen schwer machen. Doch genau dieser Zuversicht, wird durch das, was wenig später passiert, jäh beendet.
Gespielt sind gerade mal 12 Minuten, als Aaron Mensing im Angriff plötzlich wegrutscht und mit schmerzverzerrtem Gesicht liegenbleibt. Die Kulisse in der Wunderino Arena verstummt wie auf Knopfdruck. Physiotherapeutin Jule Junghans eilt mit Eispacks herbei, doch bei Mensing geht nichts mehr. Als er von Rogério Moraes vom Feld getragen wird, gibt es aufmunternden Applaus von den Rängen. Wie schwer sich der Rückraumspielet, der gerade eine Einladung zur dänischen Nationalmannschaft erhalten hat, verletzt hat, kann noch nicht festgestellt werden. Das muss eine genauere Diagnose nach der Rückkehr der Mannschaft in Kassel ergeben.
Auf jeden Fall bedeutet Aaron Mensings frühes Ausscheiden einen Schock, von dem sich seine Mitspieler bis zum Ende des Spiels nicht mehr erholen werden. Dennoch gibt sich die Mannschaft nicht auf, kämpft tapfer weiter. Als Betrachter ahnt man aber wohl, das dies heute nicht mehr zum erhofften Ergebnis führen wird.
Rogério Moraes gelingt es zunächst, auf 5:8 (13.) zu verkürzen und der für den glücklosen Nebojsa Simic hereingekommene Adam Morawski macht gleich mit einer Parade auf sich aufmerksam. Doch danach setzt sich der THW kontinuierlich ab und liegt jeweils mit 5 bis 7 Toren in Front. So auch zur Halbzeit, beim 20:13.
Im zweiten Durchgang bringt Kiels Trainer Filip Jicha Andreas Wolff für Tomas Mrvka ins Tor und der Nationalkeeper sorgt gleich mit mehreren Paraden dafür, dass seine Mannschaft den Vorsprung weiter ausbauen kann. Er zeigt Erik Balenciaga und dann zweimal hintereinander Timo Kastening die Grenzen auf, ehe er dann von Ian Barrufet von der Siebenmeterlinie aus zum 21:14 (35.) und wenig später dann doch von Timo Kastening zum 22:15 (37.) überwunden wird.
Doch der THW ist jedoch nicht mehr aufzuhalten. Flüssige Kombinationen bringen dessen Schützen in aussichtsreiche Positionen, die diese jeweils auch zu nutzen verstehen. Nach 45 gespielten Minuten haben die Zebras erstmalig einen Zehn-Tore-Vorsprung herausgeworfen (28:18).
Dass sich dieser Abstand auch in der Schlussviertelstunde nicht mehr nennenswert ändert, liegt nicht zuletzt daran, dass hüben wie drüben die Torhüter, Andreas Wolff als auch Adam Morawski, mit diversen Paraden noch einige Akzente setzen können und so beiderseits die Angreifer phasenweise in die Schranken weisen. Auch die von Roberto Garcia Parrondo gewählte Taktik, mit zwei vorgezogenen Abwehrspielern (Ian Barrufet und Marti Soler) die Kieler Kreise zu stören, bringt nochmal etwas Entlastung.
Letztlich ist die 35:24-Niederlage unter den genannten Umständen zu ertragen. Zumal nach wie vor die Chancen für die MT in diesem Wettbewerb vorhanden sind, ins Viertelfinale vorzustoßen. Nun eben über den Umweg der Playoffs. Da heißt der Gegner übrigens VfL Gummersbach (am 25. März auswärts, am 1. April in Kassel).
Sportvorstand Michael Allendorf nach dem Spiel:
„Das Ergebnis heute ist mir sch…egal. Ich hätte lieber eine 20-Tore-Niederlage in Kauf genommen, wenn ich dafür mit gesunden Spielern hätte nach Hause zurückkehren können. Das Ausscheiden von Aaron Mensing bedeutet nach den ohnehin schon längerfristigen Ausfällen den nächsten großen Schock für uns. Wir rechnen mit einer ernsten Diagnose, die wir allerdings erst nach unserer Rückkehr in Kassel erstellen lassen können. Wir müssen uns im Hinblick auf das schon am Freitag stattfindende Ligaspiel gegen Leipzig wohl mit dem Gedanken vertraut machen, dass wir erstmalig in dieser Saison zuhause kein Favorit sein werden. Dazu ist unsere jetzige Personalsituation einfach zu gravierend”.
Trainer Roberto Garcia Parrondo:
„Wir hatten heute keine Chance zu gewinnen, Kiel war die bessere Mannschaft. Nach der Verletzung von Aaron waren alle geschockt und wir sind in einer schweren Situation mit sechs, sieben verletzten Spielern. Aber alles was wir tun können, ist weiterzumachen und versuchen die nächsten Spiele zu gewinnen.“
THW Kiel – MT Melsungen 35:24 (20:13)
THW: Mrkva (3 Paraden / 13 Gegentore), Wolff (31.-60. Min.; 8 P. / 11 G.) – Landin 6, Øverby 1, Wiencek 2, Reinkind 2, Johansson 3, Dahmke, Zerbe 3, Kutz, Madsen 6, Pekeler 2, Skipagøtu 9, Imre 1/1 – Trainer Filip Jicha.
MT: Simic (1.-13. Min.; 0 Paraden / 9 Gegentore), Morawski (14.-60. Min.; 12 P. / 26 G.) – Enderleit 5, Balenciaga 3, Sipos, Kristopans 2, Ignatow 1, Moraes 2, Soler 2, Svensson 3, Mensing 1, Kastening 3, Barrufet 2/1 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
Schiedsrichter und EHF-Delegierter:
Alvarez Mata Javier, Bustamante Lopez Yon, Spanien; EHF-Delegierter:
Oie Svein Olav, Norwegen
Zeitstrafen:
6 – 6 Minuten (Pekeler, 25:42 Min.; Johansson, 31:18; Zerbe 41:17 – Sipos 18:26 und 36:54; Kristopans, 44:05)
Strafwürfe:
1/3 – 2/2 (Bence scheitert 2x an Morawski, 23:14 Min. und 58:37 – Barrufet scheitert an Wolff, 47:28)
Zuschauer:
6.155, Wunderino Arena Kiel
Spielstände:
3:0 (5.), 5:3 (8.), 8:5 (12.), 11:6 (17.), 14:8 (20.), 16:11 (24.), 18:13 (27.), 20:13 (HZ); 22:14 (36.), 25:16 (41.), 28:18 (46.), 30:20 (50.), 32:22 (55.), 35:24 (EN).
Den kompletten Überblick über die EHF European League gibt es hier!
Das nächste MT-Spiel:
Fr., 07.03.25, 20:00 Uhr, MT Melsungen – SC DHfK Leipzig, Rothenbach-Halle Kassel