Geschafft! Alle MT Talents in den höchsten Ligen
Die Qualifikationen im Jugend-Leistungsbereich sind durch – und die MT Melsungen hat mit ihrem Nachwuchs das Maximale erreicht: Die MT Talents werden in der kommenden Saison in allen Klassen in der jeweils höchstmöglichen Liga Deutschlands an den Start gehen.
Dies ist eine Leistung, die mit Magdeburg, Berlin, Leipzig, Erlangen und den Rhein-Neckar Löwen nur eine Handvoll weiterer Vereine vorweisen können, wenn man im Anschlussbereich auch noch die HBL-Reserven in der 3. Liga einbezieht. Bundesweiter Top-6-Status also für die MT Melsungen - das ist eine neuerliche Bestätigung für die eigene Nachwuchsarbeit.
Möglich gemacht durch die abschließende Erstliga-Qualifikation der A-Jugend am vergangenen Wochenende. Die jedoch alles andere als eine Formalie war, und deren Bedeutung Trainer Florian Maienschein so einordnet: „Das war strukturell superwichtig für uns. Allein dass wir uns in jedem Altersbereich mit den besten Mannschaften Deutschlands messen können, ist für die bestmögliche individuelle Entwicklung unserer Spieler eine Voraussetzung.“
Vor dem finalen Turnier in Bittenfeld war die Teilnahme an der JBLH 1 der kommenden Saison erst einmal in die Ferne gerückt, als sich gleich vier Stammspieler verletzt abmelden mussten. „Ja, das hat unsere Lage nicht besser gemacht“, sagt Tom Wolf rückblickend. Gerade für ihn als Führungsspieler war es schwierig: „Klar wusste ich, dass dadurch viel von mir abhängt. Aber wir haben es geschafft, die Aufmerksamkeit auch auf meine Nebenleute abzulenken und damit den Druck auf mich vermindern zu können.“ Was dazu führte, dass dann doch die notwendigen Freiheiten des Torjägers zustande kamen, die ihn mit 31 Toren zum herausragenden Schützen des gesamten Turniers machten.
Einer derer, die das mit ermöglichten und den Fokus auf sich zogen, war Damian Deist. Als B-Jugendlicher in der Verantwortung, das Spiel in Abwesenheit der nominellen Regisseure Julian Kreile und Jonathan Atting zu lenken. Was er hervorragend tat. „Der Trainer hat gesagt, ich soll einfach die gleiche Coolness bringen wie in der B-Jugend-Quali. Also das spielen, was ich kann und dabei die Spielsteuerung einfach halten“, erklärt Damian Deist bescheiden seine Rolle.
Die eigentliche Überraschung des Wochenendes aber war die Defensivleistung dieser Truppe, die vom HBL-erfahrenen Tom Wolf bis zum gerade erst zum B-Jugendlichen gewordenen Philipp Kuhlen (Jahrgang 2009) alles zu bieten hatte. Gerade Letzterem kam nämlich die sehr spezielle Aufgabe zu, als Spitze der 3:2:1-Deckung für Unruhe beim Gegner zu sorgen, wenn im 6:0-Verbund die Innenblocker Tom Wolf und Jason Wilfer mal Pause brauchten. Dabei spielte auch seine Schnelligkeit eine Rolle, die ihn sogar zwei Tore zum Gesamtwerk beisteuern ließ. „Das war wie ein Traum für mich und hat unheimlich viel Spaß gemacht. Dass wir dabei auch noch die Quali geschafft haben, rundete alles perfekt ab“, freut sich der mit Abstand jüngste Melsunger.
Als Entdeckung des Turniers durfte sich Julian Braune bezeichnen lassen. Tauchte er doch zur Überraschung aller plötzlich auf der halbrechten Verteidigungsposition auf. „Eigentlich decke ich ja auf der anderen Seite außen, aber wir haben das durch die Verletztensituation kurz vorher noch so eingeübt“, sagt der etatmäßige Linksaußen. Der aber sofort Gefallen fand an der neuen Position: „Es war ein ganz anderes Gefühl, ständig in Zweikämpfe verwickelt zu sein. Aber es hat großen Spaß gemacht.“
Klar, weil er den Großteil dieser Zweikämpfe prompt gewann und damit viele Ballgewinne verantwortete. Künftig eine Variante mehr also im taktischen Portfolio von A-Lizenz-Inhaber Florian Maienschein, wenn hinten irgendwo Entlastung und Pausen benötigt werden. Und so freut sich Julian Braune nicht nur über die erfolgreiche Erstliga-Qualifikation, sondern jetzt schon auf weitere Einsätze auf ungewohnter Feldposition.
Einer, der sich das ungewohnte Abwehrszenario in relativer Ruhe von hinten anschauen konnte, war Marius Knop. Bei ihm waren von Beginn an kaum Abstimmungsprobleme mit seinen Vorderleuten zu erkennen: „Es hat alles sehr gut geklappt, wir haben sofort miteinander harmoniert“, sagt der Keeper, der selbst vollen Einsatz nicht nur bis zur Schmerzgrenze brachte, sondern auch darüber hinaus. „Bei einem Durchbruch des Gegners bin ich in die Ecke gegangen, habe den Ball ins Gesicht bekommen und bin mit der Schulter am Pfosten gelandet“, beschreibt er den Moment, nach dem er gegen Potsdam benommen längere Zeit behandelt werden musste und in der Halle bedrückende Ruhe herrschte.
Nach kurzer Pause auf der Bank zur Stillung des Nasenblutens kam er zurück, parierte noch zweimal glänzend und half, diesen ganz wichtigen ersten Sieg zu sichern. Gegen Rodgau/Nieder-Roden wiederholte sich das sogar noch einmal, wurde aber, wie schon vorher, von Knops Torhüterkollegen Nils Vollmüller perfekt kompensiert. Für Marius Knop keine Überraschung: „Ist doch egal, wer da zwischen den Pfosten steht – wir sind eine Mannschaft.“ Die beiden Torhüter waren über das gesamte Turnier ein starkes und verlässliches Gespann.
All das mündete in Bittenfeld schließlich in einen bärenstarken Auftritt der MT Talents, den auch die abschließende Niederlage gegen Balingen nicht trüben konnte. Denn auch dabei lieferte die im Schnitt vermutlich jüngste Besetzung in der JBLH 1-Quali über weite Strecken eine sensationelle Performance gegen einen körperlich weit überlegenen Gegner. Im Vorgriff auf das Wochenende hatte der verletzte und inzwischen am Fußgelenk operierte Jonathan Atting, der wie die anderen drei Verletzten Leon Stehl, Julian Kreile und Alessandro Kremser selbstverständlich mit in den Süden gereist war, angekündigt, dass durch die Umstände „Wille und Ehrgeiz eher noch etwas stärker geworden“ waren.
Er sollte Recht behalten. Und am Ende einer erfolgreich bestrittenen Mission kann Marius Knop deshalb treffend feststellen: „Egal ob es die Leistung auf dem Feld, die Stimmung auf der Bank oder auch die Anfeuerung von der Tribüne war: Das ganze Team hat sich angefühlt wie eine Familie, jeder hat für jeden gekämpft. Das war der Schlüssel zur Quali.“ (Michael Koch)
Foto: Pure Erleichterung - die A-Jugendlichen Tom Wolf und Damian Deist freuen sich über die Qualifikation für die 1. Jugend-Handballbundesliga. (Foto: Hartung)