JBLH: 34:29 im Hessenderby - Die Weste bleibt weiß!
Im vierten Spiel der Pokalrunde der Jugendhandball-Bundesliga landeten die MT Talents mit 34:29 (13:12) gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen ihren vierten Sieg. Der alte und neue Spitzenreiter der Staffel Mitte bezahlte den Erfolg mit einer Verletzung von Lasse Ohl aber sehr teuer.
Bis zum Ausscheiden des Kreisläufers, der zuvor als Abwehrchef und sogar als Rückraum-Rechter eine ordentliche Partie ablieferte, war es allerdings das erwartet harte Stück Arbeit, den Wetzlarer Nachwuchs unter Kontrolle zu bringen. Die mussten zwar auf ihren Spielmacher Phil Spandau verzichten, wussten aber dennoch zu gefallen. Melsungen sah sich Mitte der ersten Hälfte gar mit drei Toren im Hintertreffen, verlor aber nie die Übersicht und spielte seine Stärken mit zunehmender Spielzeit routiniert aus.
Konnten die MT Talents ihre Form über die Winterpause kompensieren?
Im Großen und Ganzen ja. Zu Beginn sah es zwar zunächst gut aus, doch dann schlichen sich schon früh auch viele Fehler ein. Vor allem die Spielsteuerung klappte nicht wie gewünscht. Bei Jost Liebergesell wechselten Licht und Schatten, die Kreisanspiele von ihm und Jonathan Atting kamen nicht. Dazu noch eine frühe doppelte Unterzahl, die Dutenhofen prompt zu zwei Toren nutzte und zwei vergebene Siebenmeter von Leon Stehl und Jost Liebergesell – es lief gerade in Halbzeit Eins wenig zusammen. Dass es dennoch zu einer knappen Pausenführung reichte, war Ben Wolf im Tor zu verdanken. Im zweiten Durchgang kämpften sich die Maienschein-Schützlinge mit einem immer stärker werdenden Jost Liebergesell dann aber soweit zur Vorweihnachtsform zurück, dass es zum Erfolg reichte.
Was fiel auf im Spiel?
Der Abwehr-Innenblock mit den beiden Kreisläufern Lasse Ohl und Jason Wilfer war anfangs eine Bank. Körperliche Präsenz klasse, Beweglichkeit top und dank Sprungvermögen im Block kaum zu überwerfen. Dann aber fehlte auch hier die Konsequenz etwas. Immerhin gelang es dem Duo, die Wetzlarer Distanzschützen auf ebendieser zu halten. Und so Torhüter Ben Wolf mehr Reaktionszeit zu verschaffen, die der für sich zu nutzen wusste. Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Lasse Ohl übernahm Oleksii Tsymbaliuk den Part im Innenblock und machte seine Sache ebenfalls gut. Über die Halbpositionen und Außen passte die Spritzigkeit allerdings öfter mal nicht. Im Abschluss fielen gleich vier(!) vergebene Siebenmeter ins Auge. Eine Nachlässigkeit, die an diesem Tag zwar kompensiert werden konnte, aber sonst auch mal wertvolle Punkte kosten kann.
War die gleiche Spannung geboten wie beim dramatischen Vorrunden-Remis?
Vierzig Minuten lang ganz sicher. Die Gäste stellten trotz des Ausfalls ihres Spielmachers eine starke erste Sieben, die den anfänglichen Rückstand durch vier Tore des schnellen Linksaußen Finn Jona Metzler sogar in eine 8:5-Führung (14.) drehen konnte. Die knabberte Melsungen wieder ab und drehte das Spiel, Dutenhofen blieb jedoch dran bis knapp zehn Minuten nach der Halbzeit. So gesehen glich der Verlauf der Vorrunden-Partie bis dahin recht genau. Danach erst verschafften sich die Gastgeber Luft durch den Ausbau auf 23:18 (43.) und brachten genau diese fünf Tore Vorsprung schließlich auch ins Ziel.
Was machte den Unterschied?
Florian Maienschein konnte im Spielverlauf reagieren. Ließ auch mal Sieben-gegen-Sechs spielen, beorderte Kreisläufer Lasse Ohl in den rechten Rückraum, ersetzte den Routinier nach seinem Ausfall defensiv mit Oleksii Tsymbaliuk, der den ihm zugewiesenen Part wesentlich offensiver, aber keinesfalls weniger effektiv erledigte. Alles Freiheiten, die ihm der vergleichsweise große Kader ermöglichte. Im Gegensatz zu den Mittelhessen, die kaum adäquat wechseln konnten und irgendwann dem Kräfteverschleiß Tribut zollen mussten. Und natürlich: Ben Wolf! Sensationell, was der MT Talents-Keeper so alles parierte. Als es ernst wurde, legte auch der bis dahin eher unauffällig agierende Jonathan Atting einen Gang zu. Zweimal geschickt durch die HSG-Abwehr geschlängelt, zweimal getroffen – mit den 31:25 (56.) des Schweden war die Vorentscheidung gefallen.
Stimmen zum Spiel
Florian Maienschein: Wir kamen anfangs mit der recht offenen Deckung der Dutenhofener nicht gut klar. Meine Spieler wirkten gehemmt und gingen nicht gut in die Zweikämpfe. Hinten hatten wir mehrfach Pech mit Abprallern, die wir nicht sichern konnten. Über die Umstellung auf den siebten Feldspieler haben wir uns etwas Sicherheit holen können. Nach der Rückkehr auf einen ausgeglichenen Spielstand wurde die Mannschaft dann freier und mutiger. Die zweite Hälfte wurde dann überschattet von der Verletzung Lasse Ohls. Gleichzeitig hat sein Ausscheiden aber in der Mannschaft auch irgendetwas freigesetzt. Jeder war plötzlich voll da und wir hatten auf jede Aufgabe des Gegners eine passende Antwort. Dennoch haben wir die zwei Punkte natürlich viel zu teuer bezahlt.
Sebastian Roth: Bis etwa zur 40. Minuten war das von uns sehr ordentlich. Wir haben eigentlich alles umsetzen können, was wir uns vorgenommen hatten. Ich hätte mir dann vielleicht noch ein klein wenig mehr Frechheit gewünscht. Es fehlte am Ende wohl der Glaube daran, hier wirklich was reißen zu können. Die Melsunger hatten allerdings nach dem Seitenwechsel mit Liebergesell einen ganz starken Spieler und in Ben Wolf jederzeit einen Rückhalt. Das war dann die Entscheidung. Beide Mannschaften haben heute viel investiert.
Statistik
MT Talents: Wolf (18 Paraden / 28 Gegentore), M. Knop (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.) – Tsymbaliuk, Botte, Kepper 1, Kreile 2, Wilfer 6, Kremser, Stehl 9/3, Schröder 3, Liebergesell 10, Braune 1, Ohl, Atting 2 – Trainer Florian Maienschein.
HSG Dutenhofen/Münchholzhausen: Kaiser (8 P. / 19 G.), F. Knop (7 P. / 15 G.) – Schneider, Max, Eichhorn 4, Mraz 6/3, Preuß 1, Kümbel, Metzler 5, Rettemeier 5, Strödter 6, Manfraß 1, Münster 1, Misch – Trainer Sebastian Roth.
Z: 102 - SR: Zahs / Zahs (Haan) - Strafen: 10 : 10 Minuten – 7m: 7/3 : 3/3.