JBLH: Punkteteilung für die MT Talents bei der Saisonpremiere

Was für ein Saisonauftakt der MT Talents in der Jugendhandball-Bundesliga! Mit 22:22 (12:12) trennten sich die Nordhessen von der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen, verspielten den möglichen Sieg dabei jedoch durch einen ärgerlichen Lapsus unmittelbar vor Spielende.

Dessen ungeachtet war das Unentschieden über 60 Minuten gesehen ein gerechtes Resultat. Mehrfach wechselten die Führungen, ehe sich die Gäste Mitte der zweiten Hälfte leichte Vorteile erspielten. Melsungen kam zurück, profitierend von der starken Leistung des eingewechselten Torhüters Ben Wolf. Die an Spannung kaum mehr zu überbietende Schlussphase hielt überdies noch eine Lektion in Sachen Regelkunde bereit, denn der letzte Treffer der Partie hätte unter normalen Umständen gar nicht mehr fallen können. Dazu aber später mehr.

Wie verliefen die ersten Minuten der neuen Saison für die MT Talents?

Erfolgreich! Alessandro Kremser stoppte den fast durchgebrochenen Mats Strödter, blockte anschließend gemeinsam mit Jason Wilfer dessen zweiten Wurfversuch. Vorn machte es Tim Botte besser und erzielte gleich im ersten Versuch das erste Tor der MT Talents. Sein zweites schickte er nach knapp sieben Spielminuten mit einem raffinierten Heber zum 3:1 hinterher. Da hatte zwar Lukas Schröder von der Siebenmeterlinie bereits einmal in Finn Knop seinen Meister gefunden, aber Marius Knop im Kasten der Gastgeber dafür Kai Vincent Münsters Tempogegenstoß pariert. Munterer Auftakt mit viel Action also, mit leichten Vorteilen bei Melsungen.

Ging es so weiter?

Wie man es nimmt. Zunächst einmal ließen die MT Talents im Vorwärtsgang zu viel liegen und scheiterten mehrmals an Finn Knop. Das nutzte die HSG, um durch Kai Vincents Münsters Doppelschlag die Führung zu übernehmen. Um sie nach dem nächsten gehaltenen Siebenmeter, diesmal von Marius Knop gegen Alois Mraz, gleich wieder abzugeben: dreimal in Folge war Jost Liebergesell erfolgreich: 6:5 (17.). Nach Julian Kreiles 7:5 hatten die Hausherren ihre zwei Tore Vorsprung zurück. Gingen aber dennoch nur mit einem Remis in die Kabine, weil sich Dutenhofen nicht beirren ließ, Finn Knop auch beim Siebenmeter von Edin Fitozovic zur Stelle war und Kai Vincent Münster kaum in Schach zu halten war.

Konnte sich nach der Pause eine Mannschaft absetzen?

Nein, nicht wirklich. Zwar stach der eingewechselte Lino Duketis auf Linksaußen mit drei schnellen Toren, die Mittelhessen blieben aber hartnäckig dran. Um die nächste Zeitstrafe gegen Jason Wilfer clever zu nutzen: Tom Preuß und Phil Spandau stellten auf 16:18 (40.). Es bestand mehrfach die Chance, diesen Vorsprung auszubauen. Dagegen hatte aber die sehr stabile Melsunger Deckung etwas. Fast eine Viertelstunde gerieten Tore auf beiden Seiten zur absoluten Mangelware, auch fünf Minuten vor dem Ende war beim Stand von 18:20 alles beim Alten, Dutenhofen befand sich weiter auf der Siegerstraße.

Hielt die Schlussphase noch einmal eine Wende bereit?

Na klar. Und was für eine! Den Auftakt machte Ben Wolf bärenstark gegen Phil Spandau, Spielmacher Edin Fitozovic passte gegenüber uneigennützig auf Jost Liebergesell, Melsungen war dran. Als der Regisseur dann höchstselbst für das 21:21 verantwortlich zeichnete, waren nur noch 105 Sekunden auf der Uhr. Ben Wolf eröffnete mit seiner sechsten Parade gegen Finn Jona Metzler die Möglichkeit, doch noch späte zwei Punkte einzufahren. Vier Sekunden vor Ultimo versenkte Lino Duketis einen Siebenmeter zur Führung, bei abgelaufener Uhr schließlich Leonard Rettemeier den letzten Strafwurf des Tages zum Remis. Punkteteilung, aus, vorbei.

Was war passiert?

Als der Wurf von Lino Duketis im Netz einschlug, war eigentlich schon alles durch. In vier Sekunden den Ball nach vorn und erfolgreich abschließen, das ist nahezu unmöglich. Zwei Sekunden vor Schluss dann aber die erste Ernüchterung, als das Kampfgericht zu viele Gastgeber auf dem Feld monierte. Ein Melsunger war im Eifer des Gefechts jubelnd zu früh aufs Feld gestürmt. Klarer Fall für das Kampfgericht: Unsportlichkeit, weil damit das Spiel im theoretisch möglichen Gegenzug der HSG regelwidrig unterbrochen wurde. Und weil in der letzten halben Minute verschärfte Regeln gelten, bedeutete das: Rote Karte für den Melsunger Spieler, Siebenmeter für die Mittelhessen. Mit dem bekannten Ausgang.

Das Duell des Tages …

… lieferten sich lange Zeit zwei Torhüter. Hier bei den MT Talents Marius Knop, da bei der HSG Finn Knop. „Aber wir haben nichts miteinander zu tun“, lachte Melsungens Neuzugang auf Nachfrage. Beide hatten nach 20 Minuten bereits je fünf Paraden auf dem Konto, beide mit einem gehaltenen Siebenmeter darunter. In den letzten zehn Minuten vor der Pause kippte das Pendel spätestens mit seinem zweiten gehaltenen Strafwurf zunächst leicht auf die Seite des um ein Jahr älteren HSG-Schlussmannes, der dann jedoch nach 40 Minuten seinen Posten für Luis Wehrum räumen musste. Nur zwei Minuten später verließ auch Marius das Feld für seinen Kollegen Ben Wolf. Nicht, ohne kurz zuvor mit seinem achten gehaltenen Ball das Duell des Tages knapp für sich zu entscheiden.

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Natürlich ist das bitter, den Sieg eine Sekunde vor Schluss wegzugeben. Aber das ist der Überschwang der Emotionen nach so einem Spielverlauf. Erst laufen wir lange einem Rückstand hinterher, schaffen mit ganz engagierter Leistung die Wende nutzen auch die letzte Siebenmeterchance, weil Lino Duketis die Nerven behält. Klar war die Überreaktion im Jubel ein Fehler. Aber daran kann und sollte man das Ergebnis nicht festmachen. Wir hatten im Spiel zuvor genug Möglichkeiten. Insgesamt war das eine super kämpferische Leistung meiner Mannschaft, die ganz viel Charakter gezeigt hat.

Sebastian Roth: Ich kann das Spiel so kurz danach noch gar nicht richtig einordnen. Wir waren bis zur 55. Minute am Drücker, dann hielt der zweite Torhüter der MT plötzlich super. Aber ich nehme auch den einen Punkt gern mit. Wir sind dieses Jahr angetreten, um ein paar „Große“ zu ärgern, heute haben wir schon einen massiv gekitzelt. Ärgerlich war vielleicht, dass wir unsere Wurfquote nicht im Griff hatten. Aber insgesamt muss ich sagen: Das war ein richtig geiles Derby!

Statistik

MT Talents: M. Knop (8 Paraden / 19 Gegentore), Wolf (7 P. / 3 G.) – Tsymbaliuk, Botte 3, Kepper 1, Kreile 2, Fitozovic 2/1, Wilfer, Kremser, Schröder 2, Duketis 5/2, Liebergesell 6, Braune, Atting 1 – Trainer Florian Maienschein.

HSG Dutenhofen/Münchholzhausen: F. Knop (7 P. / 16 G.), Wehrum (5 P. / 6 G.) – Lubbadeh , Preuß 1, Strödter 2, Schneider 2, Mraz 1, Max, Fritzsche, Spandau 5, Rettemeier 4/1, Manfraß 1, Münster 5, Metzler 1 – Trainer Sebastian Roth

Z: 147 - SR: Herrmann / Schöttelndreier (Hameln / Sachsenhagen) - Strafen: 12 : 8 Minuten –Disqualifikation: Botte (MT, 60.) - 7m: 5/3 : 4/1.