JBLH: Stehl überragt beim Sieg in Nieder-Olm mit makelloser Bilanz

Die MT Talents sind im Pokalwettbewerb der Jugendhandball-Bundesliga zurück in der Spur. Mit 36:31 (15:14) entledigte sich der Spitzenreiter der Staffel Mitte seiner erwartet unbequemen Aufgabe beim TV Nieder-Olm und festigte seine Tabellenführung vor dem HC 2000 Coburg, das parallel souverän bei Rimpar, dem nächsten Heimgegner der Melsunger, gewann.

Wie war die Ausgangslage?

Die MT Talents reisten trotz der ersten Niederlage am Wochenende zuvor als Spitzenreiter an, Nieder-Olm schrammte gegen Dutenhofen nur knapp am ersten Punktgewinn vorbei. Die Favoritenrolle war also vergeben, zumal die Hausherren nur neun Feldspieler, davon ganze drei im Rückraum, auf dem Spielberichtsbogen hatten. Bei den MT Talents fehlten allerdings weiterhin Tom Wolf und Lasse Ohl, dazu kurzfristig auch Lino Duketis. Mit leichten Blessuren hatten Julian Braune und Jonathan Atting zu kämpfen.

Wie waren die Kräfteverhältnisse auf dem Feld?

Zunächst überraschend ausgeglichen, weil die Nordhessen sich gegen die offensive, bewegliche 5:1-Abwehr der Hausherren reichlich Fehler leisteten. Nach anfänglichen Rückständen holte Lukas Schröder zwar mit dem 7:6 (13.) die erste Führung, die war aber nach den nächsten Ballverlusten im Vorwärtsgang auch schnell wieder weg. Mehr als zwei Tore vermochte Nieder-Olm allerdings nicht vorzulegen. Oft konnten sie brenzlige Situationen in der Defensive nur auf Kosten eines Siebenmeters lösen, und da war dann Leon Stehl bombensicher von der Linie. Bis zum 12:12 durch Oleksii Tsymbaliuks Tempogegenstoß war zwischen Favorit und Herausforderer kein großer Unterschied zu erkennen. Erst zur Pause hin spielte sich Melsungen schließlich etwas frei.

Was gab der Partie die entscheidende Wende?

In erster Linie die augenfällige Verminderung der Fehlerzahl nach dem Seitenwechsel. Leon Stehl machte einfach da weiter, wo er vor dem Kabinengang aufgehört hatte: Er traf – zum 21:19 (38.) sogar aus dem Rückraum, zum 25:21 (44.) vom Kreis. Aber die zuvor eher blassen Jost Liebergesell und Jonathan Atting tauten endlich zumindest zeitweise auf, düpierten die Gastgeber-Deckung mehrere Male erfolgreich. Dazu griff der taktische Griff von Trainer Florian Maienschein, die gegnerische 5:1-Deckung über den siebten Feldspieler in die defensivere 6:0 zu zwingen. Und als das Kleingruppenspiel mit Jason Wilfer Mitte der zweiten Hälfte endlich ins Laufen kam, war auch die letzte Schwachstelle im Angriff erfolgreich bearbeitet.

Passte der Abstand am Ende zum Verlauf?

Ja, absolut. Natürlich geschuldet der deutlichen Steigerung der MT Talents im zweiten Spielabschnitt. Highlights wussten die Gastgeber allerdings weiterhin auch beizusteuern. Das zwischenzeitliche 18:20 (37.) war so eins, als Esteban Wolf einen ganz langen, eigentlich überworfenen Pass aus der eigenen Abwehr heraus im Hechtsprung fing und direkt weiter in die Maschen beförderte. Außerdem war bei ihnen nie ein Aufstecken zu erkennen, selbst als die Partie eigentlich schon durch war. Trotzdem war Melsungen, über die gesamte Spielzeit gesehen, diese fünf Tore besser.

Was fiel auf?

Die technischen und spielerischen Vorteile der Melsunger ließen sich gegen aufopferungsvolles und teils sehenswert kreatives Spiel der Gastgeber nicht gewinnbringend genug durchsetzen. Pfiffige Anspiele an den Kreis, sichere Abschlüsse von den Außenpositionen, da sah die Abwehr inklusive ihrer Torhüter der MT Talents oft nicht gut aus. Dem entgegen kristallisierte sich zu Gunsten des Tabellenführers jedoch schnell heraus, dass es Unterschiedsspieler geben kann, die dieses Attribut zu Recht tragen. In Leon Stehl hatten sie so einen in ihren Reihen. Mit acht Toren ohne Fehlversuch hielt er sein Team im ersten Durchgang über Wasser, organisierte sich die Bälle für Gegenstöße dabei hinten sogar selbst. Die zweite Hälfte bestritt er nicht minder effektiv und blieb letztendlich bei fünfzehn Würfen ohne jeden Fehlversuch. Klasse Vorstellung des Rechtsaußen!

Der Verlauf

0:1 (1.), 2:3 (6.), 3:5 (10.), 7:6 (13.), 8:9 (15.), 10:12 (20.), 1312 (22.), 15:13 (28.), 15:14 (Hz.), 22:10 (39.), 28:13 (47.), 30:14 (49.), 31:17 (54.), 34:17 (56.), 35:19 (59.), 36:22 (Ende).

Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: Die erste Halbzeit war sehr hektisch und nervös geführt. Beide Mannschaften haben aufs Tempo gedrückt und dabei viele Fehler produziert. Das war ein Spiel auf gleichem Niveau. Es wurde erst besser, als wir mehr ins Positionsspiel gegangen sind. Da wurde dann nach der Pause der Angriff besser, weil wir einfach bessere Lösungen gefunden haben. Wie das Spiel sieben-gegen-sechs, worüber wir uns Sicherheit geholt haben. Nach und nach konnten wir unsere Führung ausbauen. Mit Blick auf die kämpferische Leistung und das Engagement meiner Mannschaft muss man sagen, dass es ein verdienter Sieg für uns war.

Marco Bürmann: Wir haben gut gespielt, aber irgendwann ließ eben die Kraft nach. Dazu haben die Torhüter in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel zu greifen bekommen. Man merkte, dass mit den Kräften auch die Konzentration nachließ. Vorn haben wir es noch ganz gut gemacht, obwohl eigentlich nur drei Spieler im Rückraum zur Verfügung standen. Da hat zwar sogar noch mein Außen ausgeholfen, aber der fehlte dann natürlich auf seiner angestammten Position. Hinten war nur noch wenig zu machen, da fehlte, ebenfalls dem Kräftemangen zuzurechnen, das Umschalten. Im Großen und Ganzen bin ich dennoch zufrieden, eigentlich hatte ich es anders erwartet.

Statistik

MT Talents: B. Wolf (3 Paraden / 12 Gegentore), Knop (6 P. / 19 G.) – Hillwig, Tsymbaliuk 2, Botte, Kepper, Kreile 2, Wilfer 3, Kremser 1, Stehl 15/6, Schröder 6, Liebergesell 6, Braune, Atting 1 – Trainer Florian Maienschein.

TV Nieder-Olm: Welter (5 P. / 17 G.), Demmel (5 P. / 10 G.), Wolfram (1 P. / 9 G.) – Kräuter 3, M. Uhrig 4, E. Wolf 6, Josch 2, Bonin 7/2, T. Uhrig 2, Hangen 2, Kummerer 5, Szilvasi – Trainer Marco Bürmann.

Z: 80 - SR: Hofmann / Metzger (Bad Schönborn / Heidelsheim) - Strafen: 6 : 4 Minuten – 7m: 7/6 : 2/2.