Kastening: „Können uns auf ein schönes Handballfest freuen“

Die MT Melsungen empfängt am Samstag mit den Rhein-Neckar Löwen einen „Angstgegner“ – zumindest, was die bisherige Bilanz angeht. Von 36 Ligavergleichen haben die Gelbhemden 27 zu ihren Gunsten entschieden. Timo Kastening (28) blickt dennoch zuversichtlich auf diese Top-Begegnung des 11. Spieltages der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Anwurf in der ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle ist um 20:30 Uhr. Der MT-Kapitän verrät im Interview unter anderem, auf was sich seine Mannschaft einstellen muss und was am Ende den Unterschied ausmachen kann.



Gänsehaut-Feeling schon beim Einlauf: Der MT-Kapitän und sein Team freuen sich auf 4.500 begeisterte Fans – Alle Fotos: A. Käsler.

Timo Kastening, wie blickst Du auf das bevorstehende Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen?

Kastening: Ich denke, es wird ein kompliziertes Spiel für uns. Denn die Löwen sind richtig gut drauf. Juri Knorr ist in den letzten Wochen wieder stabiler geworden. Und es ist wohl kein Geheimnis, dass bei der Performance der Löwen viel von Juri abhängt. Darüber hinaus gibt es Spieler wie Schefvert, Davidsson oder Kirkeløkke, die alle in solchen Spielen der X-Faktor sein können. Deshalb muss sich bei uns jeder persönlich, wie auch wir gemeinsam als Team sehr gut auf die Löwen vorbereiten. Wir dürfen von ihnen nicht überrascht werden und wir dürfen sie nicht ins Tempospiel kommen lassen. Denn darin sind sie richtig gut. Folglich wird es eine unserer Hauptaufgaben sein, sie in ihrem Rhythmus zu brechen.



Die MT steht in der Tabelle vor den Löwen. Das ist in der Vergangenheit praktisch nicht vorgekommen. Macht euch das etwas selbstsicherer?


Kastening: Ich glaube, wenn du einen guten Saisonstart hast, den wir ja unbestritten haben, macht das generell selbstsicherer. Da gerät man auch nicht gleich ins Straucheln, wenn man zwischendrin mal ein Spiel verliert. Wir haben jetzt gerade einmal vier Minuspunkte und das finde ich überragend. Wir sind auf dem richtigen Weg. Aber trotzdem sind wir nicht so weit vor den Löwen. Die hatten aus Sicht von Außenstehenden keinen optimalen Start, haben aber inzwischen aufgeholt und so ist der Abstand zu uns ziemlich eng. Die derzeitige Tabellenkonstellation ist also ziemlich trügerisch. 

Die Kasseler Rothenbach-Halle wird am Samstag zum ersten Mal in dieser Saison ausverkauft sein. Was bedeutet das aus Deiner Sicht?

Kastening: Das finde ich überragend und ich kann es mir jetzt schon gut vorstellen: Die Ränge sind voll besetzt, die Akustik ist klasse und wenn wir es dann wieder schaffen, so wie in den vergangenen Partien als Einheit aufzutreten – so habe ich dies zumindest wahrgenommen – dann wird sich dies auch positiv in der Stimmung niederschlagen. Ich glaube, alle können sich am Samstag auf ein richtig schönes Handballfest freuen.



Eine volle Halle pusht das Heimteam und beeindruckt umgekehrt die Gastmannschaft? War das etwa ein Faktor bei der MT-Niederlage in Berlin?


Kastening: Jein! Als Handballer kennt man ja die Situation in vollen Hallen zu spielen. Was unser Spiel in Berlin angeht: Wir hatten seit langer Zeit mal wieder ein echtes Spitzenspiel, Erster gegen Zweiter. Das hat das Ganze irgendwie besonders gemacht. Wir haben dort ja nicht unser bestes Spiel geliefert und waren trotzdem nahe dran, etwas Zählbares mitzunehmen. Das ist auch eine gute Erkenntnis. Wie auch immer, wir zählen im Moment zu den Spitzenteams. Daraus erwächst quasi ein neuer, eigener Anspruch, nämlich immer weiter zu performen. Als Sportler will man ja schließlich seine gute Leistung Woche für Woche aufs Neue bestätigen, will möglichst lange oben bleiben, es immer weiter hinauszögern. Und das macht momentan allen bei uns im Team sehr viel Spaß. Aber die Tabelle ist eben auch nur eine Momentaufnahme. Jetzt weit oben zu stehen, heißt ja nicht, dass dies auch am Ende der Saison der Fall ist.

Nochmal zum Faktor Fans: Kann das Publikum, die Stimmung in der Halle, in einem engen Spiel den Unterschied machen?

Kastening: Ja, ich denke schon. Bestes Beispiel derzeit ist wohl der ThSV Eisenach. Beim Aufsteiger ist schön zu sehen, was eine begeisternde Heimkulisse ausmacht. Und das ist dann eben ein echter Heimvorteil. Eine ausverkaufte Halle und richtig mitgehende Fans können in Verbindung mit der Mannschaft schon einen gehörigen Druck auf den Gegner erzeugen. Man verlässt sich zwar nicht darauf, aber das können am Ende die 10 bis 15 Prozent sein, die den Unterschied ausmachen. Es muss eben ein Rädchen ins andere greifen und jeder muss sich darüber im Klaren sein, einen entsprechenden Anteil am Gelingen zu haben.