Klare Sache gegen Valur

Die MT Melsungen ist in der EHF European League ihrer Favoritenrolle mehr als gerecht geworden. Gegen Valur aus Reykjavik gewann der nordhessische Handball-Bundesligist am Dienstagabend ungefährdet 36:21 (17:10).

Abermals ein Schützenfest: Das dritte Gruppenspiel in der European League entwickelte sich von Beginn an zu einer klaren Sache für die MT Melsungen. Trainer Roberto Garcia Parrondo gönnte mehreren Profis eine Verschnaufpause und hatte ein stark verjüngtes Team ins Rennen geschickt – und die Akteure aus dem Förderkader erfüllten ihre Aufgabe gegen den isländischen Klub Valur aus Reykjavik hervorragend. Vor 2.109 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle endete die Partie 36:21 (17:10).

Belastungssteuerung war angesagt angesichts des harten Programms und des Bundesligaspiels in Leipzig am Donnerstag. Mandic, Kristopans, Moraes und Kastening durften sich gegen Valur ausruhen. Mit sechs Spielern U20 ging Parrondo das zweite Heimspiel in der European League an. Die dabei ins Rennen geschickte Besetzung mit Leon Stehl, Bruno Eickhoff, Tom Wolf und Florian Drosten (Foto: Käsler), neben Elvar Örn Jonsson, Nikolaj Enderleit und Adam Morawski, war die wohl jüngste Start-Sieben in der Pflichtspiel-Geschichte der MT Melsungen. 

Und sie machte ihre Sache hervorragend. Stehls erster Treffer des Abends war nur der Auftakt zur schnellen 4:1-Führung (5.) der Melsunger, die auf das Konto von Jonsson ging. Und spielerisch sah das auch gut aus, was die Garde der Youngster aufs Parkett brachte. Sie hatten die Isländer absolut unter Kontrolle und ihre Führung nach Stehls zweitem Treffer auf 10:6 ausgebaut, ehe nach einer Viertelstunde durchgewechselt wurde. 

Neben Morawski blieb nur Drosten auf dem Feld, es kamen Dimitri Ignatow, Jonas Riecke, Arnar Freyr Arnarsson, Alexandre Cavalcanti und Aaron Mensing, ohne dass der Druck nachließ. Im Gegenteil sorgten Morawskis Paraden schnell für einen weiteren Ausbau der Führung bis zur Pause. Mit ganz besonderen Momenten wie den drei blitzsauberen Toren von Arnarsson gegen seine isländischen Landsleute. Aber auch dem einen oder anderen spektakulären Ballgewinn in der Abwehr, zum Beispiel von Riecke vor Arnarssons drittem Streich und natürlich dem herrlichen Dreher Drostens zum Halbzeitstand. 

Die zweite Hälfte startete seitens der MT personell fast wie die erste, allein Barrufet für Drosten am linken Flügel war die Ausnahme. Und der eröffnete gleich mit einem irren, aber erfolgreichen Pirouetten-Abschluss, ehe Stehl von der gegenüber liegenden Außenposition auf 19:10 (33.) erhöhte. Auf zweistellig baute Eickhoff vom Kreis nach intelligentem Jonsson-Zuspiel zum 22:12 aus und schob sogar gleich noch einen hinterher (38.). Klasse, welchen Spielwitz diese so junge Truppe an den Tag legte. 

Eine besondere Erwähnung verdienten sich die Torhüter auf beiden Seiten. Björgvin Pall Gustavsson sorgte mit seinen zehn bis dahin gehaltenen Bällen dafür, dass die Partie nicht schon längst zum Debakel für Valur wurde. Sah sich aber locker getoppt von Adam Morawski, der nach einer knappen Dreiviertelstunde und vor Barrufets 26:16 bereits drei mehr Paraden gesammelt hatte und auch hinterher noch munter aufstockte. Erneut eine grandiose Quote des Polen. 

Analog zum ersten Durchgang tauschte Parrondo für die letzten 15 Minuten abermals kräftig durch, um Kräfte zu sparen. Das taten auch die Gäste aus dem hohen Norden. Allerdings auf einem anderen Leistungslevel, gepaart mit dem Versuch von Trainer Oskar Oskarsson, über den siebten Feldspieler mehr Druck auf die glänzend funktionierende MT-Deckung auszuüben. Was gründlich misslang. 

Ballgewinne hinten beförderten Florian Drosten und Ian Barrufet ins verlassene Tor, jagten das Ergebnis mit einem 7:0-Lauf auf 32:16 (54.) hoch. Doch auch die prompte Rückkehr der Isländer auf das Spiel mit Torhüter machte nichts mehr gut. Den Schlusspunkt setzte wieder ein Melsunger Youngster: Tom Wolf jagte das Leder in der Schlussminute fulminant zum 36. Mal an diesem Abend an Gustavsson vorbei. (Michael Koch)

Statistik
MT Melsungen:
Morawski (15 Paraden / 21 Gegentore), Simic (n.e.); Stehl 4, Enderleit 6, Balenciaga, Sipos, Ignatow, Drosten 5, Jonsson 3, Arnarsson 4, Cavalcanti 4, Wolf 1, Mensing 2, Riecke, Eickhoff 2, Barrufet 5/3 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Valur Reykjavik: Gustavsson (13 Paraden / 31 Gegentore), Sigurdarson (0 P. / 5 G.); I Selvindi 2, Jonsson 3, Sigurdsson 1, Thordarsson 1, Gudmundsson, Gustafsson 5, Fannarsson, Corsovic 1, Hostert, Magnusson 2, Nordberg 3, Petersson, Jonasson 2, Finnsson 1 – Trainer Oskar Bjarni Oskarsson.

Schiedsrichterinnen: Jelena Vujacic / Andjelina Kazanegra (Montenegro); EHF-Delegierter: Sinisa Rudic (Kroatien).

Zeitstrafen: 2 – 10 Minuten (Eickhoff 38:02 – Magnusson 5:29, I Selvindi 10:51/29:50, Jonasson 20:25, Gustavsson 30:59) 

Strafwürfe: 4/3 – 2/0 (Gustavsson hält Wurf von Stehl 55:20 – Magnusson scheitert an Morawski 15:46, Sigurdsson trifft nur den Pfosten 24:00)

Zuschauer: 2.109 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielstände: 1:0 (2.), 4:1 (5.), 6:2 (8.), 8:6 (14.), 14:6 (21.), 15:9 (28.), 17:10 (30.) HZ – 18:10 (32.), 20:12 (35.), 22:12 (38.), 25:16 (45.), 32:16 (54.), 33:19 (57.), 35:19 (58.), 36:20 (60.), 36:21 (60.) Endstand.