Kurios: Talents im Nationaldress gegeneinander

In der laufenden Woche sind gleich zwei B-Jugendliche der MT Talents auf Nationalmannschafts-Reise. Das Besondere: Nach jeweils kurzem Trainingslehrgang treten sie gegeneinander an.

Für Torwart Kim Hüter winken im Anschluss an drei Tage Vorbereitung in Oberhaching (Bayern) die ersten beiden Einsätze im deutschen Nationaldress. Bereits im September bekam er seine erste Einladung zum Auswahllehrgang und überzeugte Nationaltrainer Jochen Beppler dabei mit seinen Leistungen.

Keine Überraschung für Carsten Lichtlein, der den 16-Jährigen bei der MT Melsungen unter seine Fittiche genommen hat: „Kim ist groß für sein Alter, hat damit eine überragende Reichweite und ist stark vor allem in 1-gegen-1-Situationen. Allein seine Erscheinung fordert den Gegnern Respekt ab“, urteilt er über den Nachwuchskeeper.

Kim selbst ist glücklich über die Berufungen. Vor allem, weil er damit endgültig in die Fußstapfen seines Vaters Kai tritt. „Es kitzelt mich, irgendwann sogar mehr zu erreichen als er. Ich möchte mich im Nationalteam etablieren und regelmäßig dazugehören. Und damit natürlich auch ihn stolz auf mich machen“, sagt der Filius. Kai Hüter stand um die Jahrtausendwende bei der MT in der 2. Liga zwischen den Pfosten und kam in seiner Karriere auf 19 Einsätze im Junioren-Nationalteam sowie zu zwei B-Länderspielen. In diesem Rahmen bestritt er einst sogar einen Lehrgang in Rotenburg an der Fulda gemeinsam im Gespann mit Lichtlein, wie der sich noch gut erinnern kann.

Die Grundlagen dafür, dass seine Karrierekurve stramm nach oben geht, holt sich Kim im regelmäßigen Training mit dem Rekord-Keeper der HBL. Ihm kommt sehr entgegen, dass das Gruppenverhalten schon im Verein passt und für ihn leistungsfördernd wirkt. „Die Chemie stimmt bei uns. Durch das gemeinsame Trainieren von verschiedenen Altersbereichen ist die Gruppe sehr homogen. Die älteren Spieler ziehen die jüngeren mit und machen sie dadurch stark. Gleichzeitig lernen die Älteren dadurch, mit Verantwortung umzugehen“, erläutert André Zinn, der die MT-Übungseinheiten gemeinsam mit Carsten Lichtlein leitet. 

Für Österreich im Einsatz: MT Talent Lian Kopeinigg (Foto: Käsler). Das Bild oben zeigt Kim Hüter und MT-Torwarttrainer Carsten Lichtlein (Foto: Hartung). 

Das Gefühl, Nationalspieler zu sein, hat Kim Hüters Mannschaftskollege bei den MT Talents schon voraus: Lian Kopeinigg. Seit Kurzen erst, denn der bestritt seine ersten beiden Partien Anfang November in zwei Vergleichen gegen die Slowakei. Aber nicht für die deutsche, sondern für die österreichische National-Sieben. Seine Eltern stammen aus der Alpenrepublik und Lian besitzt beide Staatsbürgerschaften. „Aber für das Land zu spielen, für das mein Vater schon aktiv war, hat für mich noch mal eine besondere Bedeutung“ erklärt der Rechtsaußen seine Wahl für den südlichen Nachbarn. Natürlich hat er als Beispiel für die eigene Karriere dabei den Papa vor Augen.

Michael Kopeinigg spielte Anfang der 2000er für die damals noch MSG Melsungen/Böddiger heißenden Nordhessen – sogar gemeinsam in einer Mannschaft mit Kai Hüter – und um die 50-mal im österreichischen Nationalteam. Weshalb sein Sohn unumwunden zugibt: „Mein Vater ist mein Vorbild.“ Und weiter: „Es fühlt sich fast unglaubwürdig an für mich. Ich sehe mich ja immer noch selbst, wie ich zu Hause auf dem Sofa gehockt und den ‚großen‘ Nationalspielern zugeguckt habe. Da dachte ich dann: So will ich auch mal sein“, sagt Lian.

Er wird es glauben müssen, denn seine schon zum Auftakt erzielten Tore für das Heimatland seiner Eltern haben ihm sofort die nächsten Nominierungen eingebracht.

Jetzt kommt es am Donnerstag und Freitag dieser Woche in der Nähe von Innsbruck zum direkten Aufeinandertreffen zweier MT Talents in unterschiedlichen Nationaltrikots. Vorfreude ist da selbstverständlich und auch die eine oder andere kleine Neckerei. „Ich weiß, wie Kim reagiert“, schmunzelt Lian. Was den allerdings kalt lässt: „Ich weiß, wo Lian hinwirft“, sieht der Keeper wiederum den Vorteil bei sich. 

Da können sich alle Beteiligten auf zwei muntere Jugendländerspiele freuen, die nicht nur mannschaftsintern noch länger Gesprächsstoff bieten werden. (Michael Koch)