Dass die MT Melsungen am Sonntag mit einem Sieg beim TVB Lemgo Lippe den besten Saisonstart der eigenen Bundesliga-Geschichte perfekt machen könnte, spielt in den Köpfen der nordhessischen Handballprofis überhaupt keine Rolle. Natürlich schaue er ab und zu auf die Tabelle, gesteht Adam Morawski: „Ich bin stolz auf unsere Mannschaft. Fünf Siege – das ist ein perfekter Auftakt“, sagt der MT-Schlussmann.

Allerdings sind dem 28 Jahre alten Polen dabei irgendwelche Rekorde vollkommen wurscht. Die Serie soll weitergehen, oder wie es Morawski ausdrückt: „Warum nicht gleich den sechsten Erfolg folgen lassen?“ Der Keeper hat noch nicht genug.

Für ihn und seinen Torwart-Kollegen Nebojsa Simic muss es derzeit ein recht ungewohntes Gefühl sein. In der Vorsaison glänzte das MT-Duo regelmäßig mit gehaltenen Bällen im zweistelligen Bereich. Oft waren die beiden die Sieggaranten oder diejenigen, die Schlimmeres verhinderten. Und nun? Abgesehen vom Auftaktspiel gegen Göppingen und Simics unglaublicher Bilanz von 21 Paraden, genügten in den anderen Partien durchschnittlich acht, neun Rettungstaten für den Sieg.

Darüber will sich Morawski freilich nicht beklagen. Zum einen lasse die eigene Abwehr weniger Abschlüsse zu und zwinge den Gegner früh zu Fehlern, sodass die Keeper erst gar nicht gefordert sind. Und zum anderen habe sich der Angriff im Vergleich zur Vorsaison deutlich verbessert, wodurch Gegentreffer besser zu verkraften sind. Er sei überzeugt, dass das Zusammenspiel zwischen Torleuten und Abwehr im Verlauf der Saison noch besser funktionieren werde, sagt Morawski.

Das kann durchaus als Drohung an die Konkurrenz verstanden werden. Mit 129 Gegentoren nach fünf Begegnungen stellen die Melsunger schon jetzt die zweitbeste Defensive der HBL – nur der SC Magdeburg (127) hat vor dem sechsten Spieltag weniger Treffer kassiert.

Entscheidend ist ja ohnehin: Wenn es darauf ankommt, sind die MT-Torhüter zur Stelle. Und gerade Morawski hat seit seinem Start bei der MT vor gut einem Jahr eine enorme Entwicklung genommen – nicht nur in sportlicher Hinsicht. Anfangs fast schüchtern, geht der Schlussmann inzwischen nach gelungenen Aktionen richtig aus sich heraus. Er sei sonst ein ruhiger Typ, sagt Morawski über sich selbst: „Aber im Spiel ist das anders. Die Emotionen nach einer Parade geben mir Extra-Power.“ Die impulsiven Ausbrüche würden ihm helfen.

Ob er in Lemgo von Beginn an zwischen den Pfosten steht, erfährt Morawski erst am Sonntag kurz vorm Aufwärmen. In der Regel überbringt Torwarttrainer Carsten Lichtlein die Botschaft. Dass die MT als Favorit nach Ostwestfalen fährt, ist dem polnischen Keeper bewusst. Er warnt zugleich vor der hitzigen Atmosphäre in der Halle – aber: „Wenn wir uns wie zuletzt konzentrieren und die Köpfe freibekommen, können wir auch in Lemgo gewinnen.“

Morawski rechnet mit einer sehr intensiv geführten Partie mit viel Tempo und körperlichem Einsatz. Mit Blick auf seine mögliche Einsatzzeit sagt er: „Wenn ich nicht gut drauf bin, kommt Simo – und umgekehrt.“ Sie verstünden sich prima, gäben sich Tipps. Die gesamte Torwartgruppe mit Carsten sei schon etwas Besonderes. Und: „Für Simo und mich ist es am wichtigsten, der Mannschaft zu helfen.“ Wenn das gelingt, gibt es wieder Emotionen pur. (Robin Lipke)

Schiedsrichter in Lemgo: Robert Schulze (Magdeburg) / Tobias Tönnies (Magdeburg); DHB-Spielaufsicht: Matthias Brauer

Spielort: PHOENIX CONTACT Arena, Bunsenstraße 39 in Lemgo

Bilanz MT – TBV Lemgo Lippe
35 HBL-Spiele, 17 Siege MT, 15 Siege TBV, 3 Remis
2 DHB-Spiele, 2 Siege TBV
Letzter Vergleich:
26.12.22, MT – TBV 20:19

Infos zum Gegner: www.tbv-lemgo-lippe.de

Die Partie ist live zu sehen bei Dyn. Die Übertragung beginnt um 16.10 Uhr.