MT behält im Krimi die Oberhand

Welch eine packende Schlussphase: Wenige Sekunden vor Schluss hat die MT Melsungen gegen den TBV Lemgo Lippe den Sieg perfekt gemacht. Die Nordhessen gewannen am Freitagabend vor 4.352 Zuschauern in der Rothenbach-Halle 26:25 (13:11).

Damit bleibt die Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo auch nach dem 26. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga zu Hause ungeschlagen. Den entscheidenden Treffer in diesem Krimi erzielte Dainis Kristopans. Von den Fans gefeiert wurde außerdem Schlussmann Nebojsa Simic.

Ungewohntes Bild bei den Nordhessen vor der Partie: Der komplette Lizenzspieler-Kader war erstmals seit langer Zeit auf dem Spielberichtsbogen zu finden. Also auch mit Domagoj Pavlovic, der seinen letzten Einsatz vor genau fünfeinhalb Monaten absolvierte und zudem am Tag vor dem Match seinen 31. Geburtstag feiern durfte. Für einen Platz im Startkader war es allerdings doch noch zu früh, im Rückraum begannen die mittlerweile etablierten Kräfte mit Erik Balenciaga, Elvar Örn Jonsson und Ivan Martinovic.

Im Tor, keine Überraschung, erhielt wieder Nebojsa Simic den Vorzug. Warum, das machte er mit zwei frühen Paraden gegen Samuel Zehnder und Lukas Hutecek deutlich. Der Montenegriner war sofort hellwach. So dauerte es fast viereinhalb Minuten bis zum ersten Treffer von Lukas Zerbe, denn was Simic auf der einen, war Urh Kastelic auf der anderen Seite. Fast unbezwingbar, selbst beim ersten Melsunger Tor durch Erik Balenciaga nach ewig erscheinenden knapp sieben Minuten noch dran, war der Slowene Garant für die doch etwas überraschende 4:2-Führung der Gäste nach elf Minuten.

Dass die nur drei Minuten später durch Adrian Sipos in ein 5:4 gedreht war, ging ebenso auf das Konto des MT-Keepers wie der weitere Ausbau auf 9:6 (20.) durch Balenciaga. Unmittelbar zuvor hatte Simic spektakulär gegen den völlig freien Hutecek aus kürzester Distanz geklärt. Aber auch andere sorgten für Highlights. Wie Sindre Aho, der einen Ball von halbrechts aus vollem Lauf durch die dichte Abwehrmauer der Blauen krachend zum 11:8 (24.) in den Winkel jagte. Was gleich die nächste Besonderheit und Stärke der Gastgeber in der Breite an diesem Abend kennzeichnete: Zehn verschiedene Schützen waren am 13:11 zur Pause beteiligt, allein Balenciaga, Kristopans und Jonsson trafen doppelt.

Mit sieben gegen sechs ging es los im zweiten Durchgang. Und auch das erfolgreich. Dimitri Ignatow und Jonsson erhöhten auf plus vier, weil Simic gegen Nikolai Theilinger und Tim Suton Sieger blieb. Kastelic reichte längst nicht mehr an seine Leistung aus der Anfangsphase heran und machte Platz für Finn Zecher, den Melsunger Pokalschreck von vor zwei Jahren. Lemgo enttäuschte zwar ganz und gar nicht, sah aber gegen ruhig und konzentriert agierende Melsunger über weite Strecken nur wenig Land.

Dass es dennoch wieder enger wurde, hatten sich die Nordhessen durch ihren schlampigen Umgang mit gut herausgearbeiteten Möglichkeiten selbst zuzuschreiben. Oder war es doch der Zecher-Effekt? Vier Paraden sammelte der TBV-Schlussmann innerhalb kurzer Zeit. Profiteur war Emil Buhl Laerke, der mit seinem fünften Treffer für den 18:17-Anschluss (42.) sorgte. Spannung, wo keine hätte sein müssen. Und von der sich selbst Dimitri Ignatow anstecken ließ, der vom Siebenmeterstrich an Zecher scheiterte.

Die Konstante hieß, wie so oft, Nebojsa Simic. „Simo, Simo“-Sprechchöre hallten bereits zwölf Minuten vor dem Ende, nachdem er Niels Versteijnens Wurf überragend pariert hatte. Für Entlastung sorgte das trotzdem nicht, das Spiel vorn blieb fehlerbehaftet gegen Lemgos mittlerweile wesentlich aggressivere Deckung. Einzelaktionen wie von Balenciaga zum 21:19 (50.) prägten das Bild. Hinten mauserte sich Simic derweil zum Schreckgespenst der Blauen.

Die Schlussminuten gerieten zur Zerreißprobe für die Nerven aller Beteiligten. Doch die hielten auf Seiten der Rot-Weißen. Auch wenn es gut eineinhalb Minuten vor Schluss noch einmal turbulent wurde. Florian Kehrmann beschwerte sich massiv, dass die Uhr trotz Unterbrechung weitergelaufen sei. So massiv, dass er dafür, vorher bereits verwarnt, mit einer Strafe belegt wurde. Nach Videostudium wurden tatsächlich 16 Sekunden wieder draufgegeben, die Strafe blieb.

Trotz Unterzahl machte Nikolai Theilinger den 25:24-Anschluss und, nachdem Jonssons Treffer wegen Offensivfoul nicht zählte, gleich auch noch den 25:25-Ausgleich. Auszeit Melsungen mit 15 Sekunden Rest auf der Uhr, dann ein letzter, finaler Dreher von Kristopans ins Glück unmittelbar vor der Schlusssirene. Aus, vorbei, Sieg für die MT.

Stimmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Nur in der zweiten Halbzeit, als wir mit vier vorn waren, haben wir zu viel verworfen und dadurch dann Probleme bekommen. Es war insgesamt ein Spiel mit hoher Intensität, gutem Kampf und zum Glück mit dem besseren Ende für uns. 

Florian Kehrmann: Glückwunsch an Roberto und die MT zum Sieg. Wir haben heute super leidenschaftliche Abwehrarbeit geleistet und es geschafft, Melsungen vor Probleme zu stellen. Leider hatten wir Mitte der ersten Hälfte eine Phase, in der wir einige Bälle nicht im Tor unterbringen konnten. Auch ab der 45. Minute waren wir immer dicht dran. In der 58. Minute kam dann Thermik rein, da fühlte ich mich echt benachteiligt. Da bin ich auch stinksauer. Trotzdem haben wir hinterher nochmal auf Unentschieden stellen, das aber leider nicht mehr verteidigen können.

Statistik

MT Melsungen:
Simic (10 Paraden / 25 Gegentore), Morawski (n.e.); Kühn 1, Balenciaga 4, Mandic 1, Sipos 1, Kristopans 5, Ignatow 3/2, Moraes 3, Drosten 1, Jonsson 4, Arnarsson, Aho 1, Martinovic 2/2, Kastening, Pavlovic – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

TBV Lemgo Lippe: Kastelic (4 Paraden / 17 Gegentore), Zecher (6 P. / 9 G.); Hutecek 2, Theilinger 4, Zehnder, Brosch 2, Battermann, Simak 1, Laerke 7, Schagen, Carstensen 1, Suton 3, Zerbe 3/1, Versteijnen 1, Petrovsky 1 – Trainer Florian Kehrmann.

Schiedsrichter: Frederic Linker (Recklinghausen) / Sascha Schmidt (Bochum); Spielaufsicht: Ralf Damian.

Zeitstrafen: 6 – 12 Minuten (Sipos 5:51/50:47, Ignatow 47:34 – Suton 37:31, Theilinger 45:10, Brosch 46:32/56:23, Simak 53:33, Kehrmann 58:09)

Strafwürfe: 5/4 – 1/1 (Ignatow scheitert an Zecher 43:50)

Zuschauer: 4.352 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Spielstände: 0:1 (5.), 0:2 (7.), 1:2 (7.), 2:4 (11.), 5:4 (14.), 6:6 (17.), 9:6 (20.), 11:8 (24.), 12:10 (27.), 13:11 (30.) HZ – 14:11 (32.), 16:11 (34.), 16:13 (36.), 18:14 (40.), 19:18 (46.), 21:19 (50.), 22:20 (53.), 24:22 (57.), 25:25 (60.), 26:25 (60.) Endstand.