MT lässt Stuttgart keine Chance
Klare Angelegenheit: Die MT Melsungen hat am 20. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga einen ungefährdeten Sieg gefeiert. Gegen den TVB Stuttgart gewann der Spitzenreiter 35:29 (16:13).
Zehntes Heimspiel in der laufenden Bundesliga-Saison – zehnter Sieg: Die MT Melsungen hat abermals ihre Stärke vor eigenem Publikum unter Beweis gestellt. Am Samstagabend sahen 4.163 Zuschauer in der Rothenbach-Halle eine abgeklärte Vorstellung des Tabellenführers, die in einen verdienten 35:29 (16:13)-Erfolg gegen den TVB Stuttgart mündete.
Drei Paraden Nebojsa Simic, ein Tor von Dainis Kristopans, eins von Elvar Örn Jonsson und eins von Aaron Mensing: Traumstart für die Gastgeber. Umso mehr, als Timo Kastening sich am munteren Torewerfen der Anfangsphase beteiligte. 6:1 nach knapp acht Minuten – die MT überrollte Stuttgart förmlich.
Warum der Faden plötzlich offensiv riss, war kaum zu ergründen. Es hatte allerdings auch kaum Auswirkungen, weil die Deckung um Adrian Sipos zunächst stabil stand. Mehr als eine Annäherung auf drei Tore war nicht drin für die Gäste, bei denen der ehemalige Melsunger Kapitän Kai Häfner noch der gefährlichste Akteur war. Alle anderen Stuttgarter hatte MT-Keeper Simic drauf, war einmal mehr nur schwer zu bezwingen.
Roberto Garcia Parrondo begann früh zu wechseln und Spielzeiten zu verteilen, sein Gegenüber brachte neben Samir Bellahcene im Tor für Milan Vujovic nach knapp 20 Minuten Nico Schöttle im Rückraum, der sofort zündete. Hatte Aaron Mensing beim 10:5 (19.) erst einmal wieder ausgebaut, dampfte Schöttle mit zwei Volltreffern auf 11:8 (22.) ein. Auch die nächste Tempoverschärfung der Hausherren mit Ian Barrufets Siebenmetertor zum 15:10 (27.) ging Stuttgart leicht verspätet mit. Verbuchte mit Häfners Kempa-Anspiel auf Patrick Zieker und Schöttles drittem Streich die letzten Ausrufezeichen des ersten Durchgangs für sich und hielt den Anschluss.
Mit einem Feldspieler mehr und Sipos neben Rogerio Moraes (Foto: Käsler) am Kreis starteten die Nordhessen in die zweite Hälfte. Spielerisch sehr unaufgeregt, geduldig und präzise. Dreimal, viermal über die gesamte Breite des Feldes, bis die Lücke für Balenciaga sich öffnete – 18:14 (33.). Spätestens als Simic das erste Mal auch gegen Schöttle Sieger blieb, wähnte man Melsungen auf einem guten Weg, sich absetzen zu können. Und hatte die Rechnung ohne Häfner und Lukas Laube gemacht. Häfner lieferte die Anspiele, Laube war am Kreis nicht unter Kontrolle zu bringen und traf doppelt zum 20:18 (38.).
Doch was der eine Kreisläufer kann, vermag auch der andere zu liefern. Moraes nämlich, der es seinem Gegenüber nachmachte und mit seinen Treffern fünf und sechs flugs zurück auf 23:18 (41.) stellte. Dazu noch ein gehaltener Strafwurf von Simic, ein trockener Abschluss von Kristopans ins kurze untere Eck und ein Kastening-Tempogegenstoß – Melsungen war nach einer Dreiviertelstunde auf sieben weg.
Die nächste MT-Periode sieben gegen sechs folgte. Stuttgart versuchte es ebenfalls ohne Keeper, hatte damit aber weniger Erfolg als die Hausherren. Einen abgefälschten Häfner-Wurf fischte sich Simic locker, nahm Maß und feuerte von der eigenen Torlinie ab mitten in den leeren TVB-Kasten zum 27:19 (49.). Ohrenbetäubender Jubel in der Rothenbach-Halle, Simo-Sprechchöre und die Gewissheit, dass an diesem Abend nichts mehr anbrennen sollte für den Tabellenführer.
Aufregung gab es trotzdem noch. Als Sipos nach einem langen Pass in Richtung Tor strebte, aber von Samuel Röthlisberger, der von der Bank quer zurückgesprintet kam, von den Beinen geholt wurde. Rot für den Stuttgarter war die Folge, den Siebenmeter verwandelte Kastening. Gefolgt von drei Jonsson-Treffern, die zum 31:22 (54.) endgültig alles klarmachten.
Die Konzentrationskurve flachte ab, der Rest war für die Galerie. Was die Gäste nutzten, um das Ergebnis aus ihrer Sicht angenehmer zu gestalten. Am ebenso klaren wie ungefährdeten Start-Ziel-Sieg des Spitzenreiters änderte das jedoch nichts mehr. (Michael Koch)
Stimmen:
Roberto Garcia Parrondo: Wir haben heute mit der richtigen Einstellung und Intensität gespielt. Mit dem Angriff bin ich sehr zufrieden. In der Deckung hatten wir leichte Probleme, besonders bei Wechseln. Durch die Verletzten müssen manche Spieler auf anderen Positionen in der Abwehr spielen. Daran werden wir weiter arbeiten.
Jürgen Schweikardt: Das war ein völlig verdienter Sieg für die MT. Wir sind schlecht reingekommen und mussten dann direkt hinterherrennen. Meine Enttäuschung hält sich aber in Grenzen im Vergleich zu den zurückliegenden Partien. Heute sind wir auf einen Gegner getroffen, der auf einem unglaublich hohen Niveau spielt.
Statistik:
MT Melsungen: Simic (13 Paraden / 23 Gegentore) 1 Tor, Morawski (0 P. / 6 G.); Enderleit 1, Balenciaga 2, Sipos, Kristopans 4, Ignatow, Moraes 7, Jonsson 5, Soler, Svensson 2, Mensing 6, Kastening 5/1, Barrufet 2/2– Trainer Roberto Garcia Parrondo.
TVB Stuttgart: Vujovic (2 Paraden / 10 Gegentore), Bellahcene (10 P. / 25 G.); Bacani, Serrano 3, Fernandez 3/1, Schöttle 5, Pribetic 1, Toskas 1, Röthlisberger, Matzken 3, Laube 6, Zieker 1, Häfner 5, Rubin 1 – Trainer Jürgen Schweikardt.
Schiedsrichter: Fabian Friedel (Leipzig) / Rick Herrmann (Zschorlau); Spielaufsicht: Ronald Klein.
Zeitstrafen: 8 – 4 Minuten (Barrufet 6:43/48:57, Sipos 34:03/58:46 – Matzken 22:35, Röthlisberger 50:32; Rote Karte: Röthlisberger 50:32, grobes Foulspiel)
Strafwürfe: 4/3 – 2/1 (Bellahcene hält Wurf von Barrufet 35:00 – Simic hält Versuch von Fernandez 41:43)
Zuschauer: 4.163 in der Rothenbach-Halle, Kassel
Spielstände: 1:0 (2.), 3:0 (6.), 6:1 (8.), 7:3 (12.), 10:5 (19.), 12:8 (23.), 14:10 (26.), 16:12 (29.), 16:13 (29.) HZ – 17:13 (31.), 19:16 (36.), 20:18 (38.), 25:18 (45.), 28:20 (51.), 31:22 (54.), 32:26 (57.), 34:28 (59.), 35:29 (60.) Endstand.