MT macht großen Schritt Richtung Europa

Der Traum von Europa lebt. Die MT Melsungen hat im Qualifikations-Hinspiel zur EHF European League den norwegischen Vertreter Elverum Håndball 28:23 (13:12) bezwungen.

Damit hat sich der heimische Handball-Bundesligist am Samstagabend in der Kasseler Rothenbach-Halle eine sehr ordentliche Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Samstag in Norwegen geschaffen. Dabei überragte Nebojsa Simic im Tor mit 15 gehaltenen Bällen, Erik Balenciaga führte überzeugend Regie und steuerte sechs Tore zum Sieg bei. 

Im Vorfeld gab es einige personelle Fragezeichen bei den Gastgebern, am Ende fehlten im Kader jedoch nur zwei: Amine Darmoul und Arnar Freyr Arnarsson mussten passen. Dafür stand erstmals seit langer Zeit Geburtstagskind Elvar Örn Jonsson wieder im Aufgebot.

Keine größeren Überraschungen gab es seitens der Melsunger in der Aufstellung. Simic hütete das Tor, den Rückraum besetzten Balenciaga, Aaron Mensing und Dainis Keristopans, am Kreis arbeitete Adrian Sipos. Auf der rechten Außenbahn bekam Dimitri Ignatow den Vorzug gegenüber Timo Kastening, auf dem linken Flügel wechselten sich defensiv David Mandic und offensiv Ian Barrufet ab, der aber später auch im Innenblock zum Zuge kam.

Das erste offizielle Saisontor in der Rothenbach-Halle verbuchte Dainis Kristopans nach knapp zwei Minuten für sich. Danach übernahm zwar Elverum kurzzeitig durch Péter Lukács die Führung, die MT fuchste sich aber schnell rein: Aaron Mensing knallte das Leder rechts unten ins Eck zum 4:2 (8.).

In einem von den Abwehrreihen dominierten Spiel wollten die Tore hart erarbeitet sein. Auch weil sowohl Simic als auch Rickard Frisk glänzten. Die Gäste kamen fast ausschließlich durch Siebenmeter zum Erfolg, weil Sindre Heldal jeweils sicher verwandelte. Was Coach Børge Lund schnell dazu veranlasste, es gegen die anfangs stabile MT-Deckung mit einem Feldspieler mehr zu versuchen – was daneben ging, als Ian Barrufet einen Ballgewinn am eigenen Kreis übers gesamte Feld zum 6:4 (16.) ins Netz beförderte. 

Szenenapplaus gab es nach 20 Minuten, als Elvar Örn Jonsson sein Comeback feierte. Entgegen aller Bemühungen und kluger Spielzüge, wie dem Pass von Kriatopans auf den zum Kreis eingelaufenen David Mandic zum 11:9 (25.), kam Melsungen trotz optischer Überlegenheit einfach nicht weg. Nahm aber dennoch eine 13:12-Führung mit in die Kabine, weil sich Rogerio Moraes kurz vor der Halbzeit kraftvoll durchsetzte.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich erst einmal nichts. Auf der einen Seite war Melsungen reifer und überlegter in der Spielsteuerung mit einem überragenden Spielgestalter Balenciaga, der nicht nur Regie führte, sondern immer wieder nachsetzte und selbst bereits verloren geglaubte Bälle zurückholte. Auf der anderen Seite war Elverum sehr zielstrebig, diszipliniert dem Plan folgend und mit dem ganz starken Mathias Larson am Kreis. Insgesamt dreimal war das Kraftpaket erfolgreich und hielt die Norweger zum 18:17 (41.) in Schlagdistanz.

Im verbleibenden letzten Drittel der Partie machte sich dann aber doch die bessere Physis des Bundesligisten bemerkbar. Mehr als einmal war die Deckung von Elverum zu spät dran, Lücken im Deckungsverbund waren die Folge. Mit Barrufet, dem doppelt erfolgreichen Nikolaj Enderleit und Alexandre Cavalcanti sorgten nacheinander drei Neuzugänge für den Ausbau der Führung auf fünf Tore und, zumindest was den Tagessieger anging, für eine Vorentscheidung. Rogerio Moraes setzte noch einen drauf zum 23:17 (50.), der höchsten Führung des Tages.

Erst als Larson die zehnminütige Torflaute der Skandinavier beendet hatte, kehrte deren Elan zurück. Lukács halbierte den Abstand sogar wieder auf 25:22 (55.), weil die MT zuvor zweimal Pech mit Alutreffern hatte. Die schöneren Treffer indes verzeichneten weiterhin die Gastgeber: Mensing sah Ignatow, der sich hinter der Abwehr an den Kreis geschlichen hatte – 26:22 (56.). Am Ende waren es dann wieder fünf vor, nachdem sich Barrufet per Siebenmeter bei bereits abgelaufener Uhr mit seinem siebten Treffer zum erfolgreichsten Schützen des Spiels machte. 

Børge Lund: Gratulation an Melsungen für den verdienten Sieg, vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit. Wir waren vor diesem Spiel etwas unsicher, wo wir mit unserem neuen Team stehen. Können jetzt aber stolz sein auf unsere Leistung. Wir konnten hier mehr als 40 Minuten gut mithalten.

Roberto Garcia Parrondo: Das war ein guter Kampf. Wobei klar ist, dass wir am Anfang der Saison stehen und da zwangsläufig noch kleine Fehler passieren. Unsere Abwehr hat sehr gut funktioniert, die Abschlüsse hätten noch besser sein können. Für das Rückspiel, da bin ich mir sicher, werden wir noch was drauflegen müssen.

Rickard Frisk (Torhüter Elverum): Wir haben gegen ein sehr starkes Team gespielt, Aber ich denke, wir haben Melsungen das Siegen nicht zu leicht gemacht.

Erik Balenciaga (Spielmacher Melsungen): Das war ein hartes Spiel, in dem wir des Sieges uns zu keiner Zeit wirklich sicher sein konnten. (Michael Koch)

Statistics
MT Melsungen:
Simic (15 Saves / 26 Goals Against), Morawski (for one 7m, 0 S. / 1 GA.); Enderleit 2, Balenciaga 6, Mandic 1, Sipos 1, Kristopans 3, Ignatow 2, Moraes 3, Drosten, Jonsson, Cavalcanti 1, Mensing 2, Eickhoff, Kastening, Barrufet 7/6 - Coach Roberto Garcia Parrondo.

Elverum Handball: Frisk (13 S. / 25 GA.), Øien (fort wo 7m, 0 S. / 3 GA.); Larsen, Søgaard, Lien 2, Anderson 3, Larson 6, Toft, Ekren, Starck, Langaas 3, Soløst, Stranden, Lukács 4, Heldal 5/4, Berg - Coach Børge Lund.

Referees: Stefan Ivanovic / Marko Vujisic (Montenegro); EHF-Delegate: Stephan Vitzthum (Suisse)

Penalties: 12 – 10 Minutes (Mandic 2:31, Barrufet 16:55, Cavalcanti 29:19, Ignatow 39:03, Sipos 48:56 55:57 – Ekren 18:09 40:11, Toft 36:43, Larsen 39:55 44:01)

7m: 5/5 – 4/4

Spectators: 2.016 at Rothenbach-Halle, Kassel

Scores: 1:0 (2.), 1:1 (3.), 1:2 (5.), 4:2 (8.), 4:4 (14.), 6:4 (16.), 8:5 (19.), 9:7 (21.), 11:10 (26.), 12:12 (30.), 13:12 (30.) – 14:12 (31.), 17:15 (36.), 18:17 (41.), 23:17 (50.), 25:19 (52.), 25:22 (55.), 27:22 (57.), 27:23 (30.), 28:23 (30.).

Auf unserem Foto jubelt MT-Neuzugang Alexandre Cavalcanti. (Foto: Käsler)