Welch ein souveräner Auftritt! Die MT Melsungen hat beim TBV Lemgo Lippe kühlen Kopf bewahrt und am ersten Bundesliga-Spieltag den ersten Sieg gefeiert. Die Partie in der PHOENIX CONTACT Arena endete aus MT-Sicht 28:20 (13:11).

MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo stand fast der komplette Kader zur Verfügung. Lediglich Elvar Örn Jonsson musste passen. Die zuletzt noch angeschlagenen Amine Darmoul und Arnar Freyr Arnarsson bekamen vom medizinischen Team grünes Licht für die Partie im Lipperland. Parrondo beorderte wie schon am vergangenen Samstag Nebojsa Simic zwischen die Pfosten. Auf den Außen begannen Ian Barrufet und Timo Kastening, am Kreis startete Rogerio Moraes, im Rückraum liefen Aaron Mensing, Erik Balenciaga und Dainis Kristopans auf.

Wobei sich im ersten Durchgang die Reihen aufseiten MT ziemlich oft lichteten. Das ging früh los, als Ian Barrufet bei seinem Bundesliga-Debüt bereits nach 45 Sekunden vom Feld musste. In der Folge hagelte es weitere Zwei-Minuten-Strafen, wovon sich die Gäste aber nicht aus dem Konzept bringen ließen.

Im Gegenteil. Die Deckung um Abwehrchef Adrian Sipos packte weiter ordentlich zu und zwang die Lemgoer mitunter zu wilden Würfen. Ihre Angriffe trugen die Nordhessen kontrolliert vor und nahmen so ein wenig Hektik aus dem Spiel. Die Pässe an den Kreis gelangen, so wie das Zuspiel von Kristopans auf Moraes, der zum 2:2 ausglich (4. Minute).

Die MT übernahm mehr und mehr das Kommando in der mit 3496 Zuschauern gut gefüllten Halle. Nach einem Doppelpack von Balenciaga führten die Gäste nach einer Viertelstunde 9:5. Der TBV verkürzte zwar und blieb weiter in Schlagdistanz, aber MT-Kapitän Kastening stellte mit seinem dritten Treffer zum 8:12 (27.) erneut auf einen Vier-Tore-Vorsprung.

Hätte Lemgos Schlussmann Constantin Möstl gerade gegen Ende der ersten Hälfte nicht mehrere Versuche vereitelt, wäre der Pausenstand deutlicher ausgefallen als 11:13. Barrufet hatte kurz vor der Sirene vom Siebenmeterstrich verwandelt, nachdem der spanische Neuzugang in der 9. Minute zunächst am österreichischen Keeper gescheitert war.

Also ab in Durchgang zwei, und der begann ganz nach dem Geschmack der gut 30 mitgereisten MT-Fans. Zunächst Mensing (32.), danach zweimal Kristopans – erst mit Gefühl, dann mit Schmackes, dazu eine Glanztat von Simic, und zack lag die MT 16:11 in Front (35.). So durfte es aus Sicht der Gäste weitergehen.

Und ging es auch. Die MT fackelte kein Feuerwerk ab, dafür trat sie beherzt und enorm souverän auf und fand im Angriff stets gute Lösungen. Die Abwehr bewegte sich flink, und Simic brachte die Gäste  mehrfach zur Verzweiflung – irre, wie der Montenegriner das Ding von Nicolai Theilinger vereitelte, der allein auf den Keeper zulief. Somit blieb es beim 20:15 für die MT (45.).

Die leistete sich sogar den Luxus, zwei Siebenmeter innerhalb von 20 Sekunden ans Aluminium zu setzen – zuerst Barrufet, dann Kastening. Als kurz danach Möstl erneut mit drei Paraden glänzte und Hendrik Wagner mit zwei Treffern auf 17:20 verkürzte (50.), wurde die Lemgoer Arena endgültig zu einem Hexenkessel. Ging da noch was für die Hausherren?

Nein. Denn Simic blieb der sichere Rückhalt für die MT, zudem ließen sich die Gäste bei ihren Angriffen nicht nervös machen. Balenciaga, Moraes und Mensing sorgten abermals für ein komfortables Polster – 23:17-Führung und noch knapp sieben Minuten zu spielen. Spätestens als Nikolaj Enderleit ins verwaiste TBV-Tor zum 18:26 traf (55.), war die Entscheidung gefallen. Der Däne sorgte auch für die letzten beiden Treffer der MT.

Es passte ins Bild dieses gelungenen MT-Abends, dass der eingewechselte Adam Morawski sich in den Schlussminuten ebenfalls mit zwei klasse Paraden auszeichnen durfte. Und die MT-Fans skandierten Auswärtssieg!

Zeit zum Feiern blieb nicht. Unmittelbar nach der Partie ist die Mannschaft mit dem Bus Richtung Flughafen Paderborn aufgebrochen, um von dort noch in der Nacht nach Norwegen abzuheben. Nach der Landung in Oslo fährt der Tross weiter nach Elverum, wo am Samstag um 17 Uhr das wichtige Rückspiel in der Qualifikation zur Gruppenphase in der European League angepfiffen wird. (Robin Lipke)

Statistik
TBV Lemgo: Möstl (15 Paraden / 28 Gegentore) 1 Tor, Kastelic (n.e.); Hutecek 2, Theilinger 1, Zehnder 2/2, Brosch 3, Battermann 1, Simak, Schagen 2, Carstensen, Suton 2, Versteijnen 2, Wagner 4, Faust, Petrovsky – Trainer Florian Kehrmann.

MT Melsungen: Simic (10 Paraden / 19 Gegentore), Morawski (2 P. / 1 G); Enderleit 3, Balenciaga 3, Mandic 1, Sipos 1, Kristopans 5, Ignatow, Moraes 5, Arnarsson, Cavalcanti, Mensing 4, Eickhoff, Darmoul, Kastening 4, Barrufet 2/1 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Schiedsrichter: Lucas Hellbusch / Darnel Jansen (beide Trebur); Spielaufsicht: Michael Vogel.

Zeitstrafen: 6 – 8 Minuten (Brosch 8:25, Suton 37:37, Wagner 40:25 – Barrufet 0:45, Sipos 4:38/15:37, Cavalcanti 18:53)

Strafwürfe: 3/2 – 3/1 (Zehnder wirft über das Tor 41:41 – Barrufet scheitert an Möstl 8:25, Barrufet an die Latte 46:40, Kastening an den Pfosten 46:52)

Zuschauer: 3.496 in der PHOENIX CONTACT Arena, Lemgo

Spielstände: 1:0 (1.), 2:3 (5.), 4:4 (7.), 4:7 (12.), 5:9 (15.), 8:10 (22.), 8:12 (27.), 10:12 (28.), 11:13 (30.) HZ – 11:14 (32.), 11:16 (34.), 14:18 (39.), 15:20 (45.), 17:20 (50.), 17:23 (53.), 18:26 (56.), 20:27 (58.), 20:28 (59.) Endstand.

Auf unserem Foto freuen sich Nikolaj Enderleit und Adrian Sipos über den Sieg in Lemgo. (Foto: Käsler)