MT trauert um Aufstiegstrainer

Rastislav Trtik ist tot. Der ehemalige Trainer der MT Melsungen, der die Nordhessen 2005 in die erste Handball-Bundesliga führte, verstarb am 1. Oktober nach langer Krankheit.

Der gebürtige Slowake mit tschechischem Pass wurde 63 Jahre alt. Nach Beendigung seiner langen Trainerkarriere mit Stationen in der Slowakei, in Tschechien, Deutschland und Polen lehrte der promovierte Pädagoge zuletzt an der Sportfakultät der Universität Ostrava in Tschechien.

Die Nachricht von seinem Tod erschüttert die MT-Familie und weckt gleichzeitig Erinnerungen bei denen, die ihn persönlich kannten. Daniel Holl, Spieler im Melsunger Aufstiegsteam und inzwischen Mitglied des Aufsichtsrates des Bundesligisten, nannte als erstes seine damals hierzulande ungewöhnliche Spielphilosophie: „Ausgehend von einer sehr offensiven 4:2-Abwehrformation sollten wir auf 70 bis 80 Angriffe pro Spiel kommen. Wenn das gelänge, würden wir in den meisten Fällen als Sieger vom Feld gehen, so Rastis Prognose”.

Und genauso kam es dann in der Saison 2004/2005. Die MT wurde am Ende mit nur wenigen Minuspunkten überlegen Zweitliga-Meister und stieg damit in die höchste deutsche Spielklasse auf. Rastislav Trtik hatte damit gleich in seiner ersten Saison bei der MT einen echten Coup gelandet und damit den Verein nach 13 Jahren im Unterhaus zu diesem langersehnten Erfolg verholfen. 

„Er war ein absolut akribischer Arbeiter, der von seinen Schützlingen höchste Disziplin auf und neben dem Spielfeld verlangte. Mit seiner für unsere damaligen Verhältnisse geradezu verblüffend offensiven Art, Handball spielen zu lassen, hat er binnen kürzester Zeit eine enorme Begeisterung in unserem Melsunger Umfeld, aber auch darüber hinaus, entfacht. Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Wir behalten ihn als einen Handballverrückten im allerpositivsten Sinne in Erinnerung”, bringt Barbara Braun-Lüdicke, Ehrenvorsitzende des MT-Aufsichtsrats, Rastislav Trtiks Wirken auf den Punkt.

Erfolgreich war der ehrgeizige Handballlehrer auch bei seinen anderen Engagements. Ob bei den tschechischen Klubs Frydek-Mistek und Banik Karvina, die er jeweils zur Landesmeisterschaft führte, oder in der Slowakei beim ehemaligen Europacup-Gegner der MT, Tatran Presov. Auch mit diesem Klub gelang ihm die Landesmeisterschaft und gar der Sprung in die Champions League.

Seine im wahrsten Sinne größte Entdeckung eines Talents war übrigens Dainis Kristopans, inzwischen wichtige Stütze im MT-Team. Den damals 19-jährigen 2,15-Meter-Hünen nahm er bei Tatran Presov unter seine Fittiche und stellte dessen Weichen Richtung Profihandball. Die letzte größere Aufgabe als Trainer übernahm er in 2021 mit dem auf ein Jahr befristeten Coaching der tschechischen Nationalmannschaft. Zuletzt war der promovierte Pädagoge mit dem Titel „Paed.Dr.” als Dozent an der Sportfakultät der Universität Ostrava, Tschechien, tätig.

Rastislav Trtik galt als anerkannter Fachmann und genoss in den Klubs und in den Ländern, in denen er als Trainer tätig war, allerhöchstes Ansehen. Für die MT Melsungen ist sein Name für immer fest verbunden mit dem Erfolg, der für den Verein damals den Sprung in eine neue Handballdimension bedeutete. Die Gedanken der MT sind bei der Familie und den Freunden von Rastislav Trtik. (Bernd Kaiser)

Foto: H. Hartung

Der letzte Abschied von Rastislav Trtik findet übrigens am Montag, 7. Oktober 2024, 14 Uhr, im Zeremoniensaal des Krematoriums in Silesia Ostrava statt.