MT trotzt dem Hexenkessel in Eisenach

Die MT Melsungen kann doch noch auswärts. Nach drei Niederlagen in der Fremde gelang den Nordhessen am 14. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ein 27:24 (13:9)-Sieg – und das beim heimstarken ThSV Eisenach.

Gewarnt wurde im Vorfeld. Und nicht zu knapp. Vor der Stimmung in der Werner-Aßmann-Halle. Vor dem Kampfgeist der Eisenacher. Vor der offensiven Deckung. Und ja, es war laut an diesem Freitagabend. 2.889 Zuschauer machten ordentlich Lärm – darunter aber auch 150 mitgereiste MT-Fans. Und ja, der ThSV probierte es vom Anwurf weg mit seiner typischen Deckungsvariante. Aber: Die Melsunger waren vorbereitet. Und sie haben 60 Minuten gekämpft.

„Wir haben den Kampf heute angenommen und toll gefightet“, sagte MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo, der sich über einen extrem guten Start seiner Mannschaft freuen durfte. Denn die Gäste aus Nordhessen legten los wie die Feuerwehr. Elvar Örn Jonsson, Ivan Martinovic und Erik Balenciaga sorgten gleich mal für eine 3:0-Führung der Rot-Weißen (6. Minute). Parrondos Team fand so richtig Gefallen an dieser Partie. In der 12. Minute stellte Jonsson auf 7:1 für die MT.

Im Angriff saß bis zu diesem Zeitpunkt fast jeder Wurf, und hinten stand die Melsunger Abwehr sehr stabil, außerdem zeichnete sich Adam Morawski, der wie gegen Balingen den Vorzug vor Nebojsa Simic bekam, im MT-Tor mehrfach aus. Ein Siebenmeter von Eisenachs Top-Torjäger Manuel Zehnder, ein Tempogegenstoß von Willy Weihrauch, ein Wurf vom Kreis von Peter Walz – am polnischen MT-Keeper war kein Vorbeikommen. Adam, Adam, skandierten die mitgereisten Melsunger Fans.

Der Aufsteiger aus Thüringen hatte sichtlich Probleme und fand erst ab Mitte der ersten Hälfte besser ins Spiel. Auch weil Matija Spikic nun besser hielt als zuvor der glücklose Mateusz Kornecki. Zudem lief es bei den Gästen nicht mehr so rund. Hier und da schlichen sich Fehler ein. Trotzdem bewahrten sie einen Vier-Tore-Vorsprung. Mit einer 13:9-Führung ging es in die Pause.

Nach dem Wechsel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Für Eisenach traf Alexander Saul, für Melsungen Jonsson. Die Gäste ließen sich von der ohrenbetäubenden Kulisse weiterhin nicht nervös machen und von der körperbetonten ThSV-Abwehr nicht aus der Ruhe bringen. Balenciaga markierte nach toller Einzelaktion das 21:16 für die MT (44.).

Doch das Ding war noch lange nicht gegessen für den Favoriten aus Nordhessen. Die Eisenacher gaben sich nicht auf. Hinzu kam etwas Pech im Abschluss aufseiten der Melsunger. Und siehe da – nach Treffern von Zehnder, Saul und Moritz Ende stand es plötzlich 19:21 (47.). Der ThSV war dran, Auszeit MT, Torwartwechsel, und eine packende Schlussphase begann.

Aber auch jetzt behielten die Melsunger kühlen Kopf, stemmten sich dagegen und trotzten dem Hexenkessel Werner-Aßmann-Halle. Dainis Kristopans und Timo Kastening mit seinem achten Treffer bescherten der MT beim 19:23 erneut ein Vier-Tore-Polster (49.). War’s das jetzt? Von wegen.

Zumal die MT einen Schockmoment zu verdauen hatte, als nämlich Kastening nach einer Abwehraktion am Boden liegen blieb. Der MT-Kapitän hatte einen Ellenbogen von Peter Walz abbekommen – das alles ohne Absicht, blutete am Kopf und wurde minutenlang behandelt. Mit einem Verband als Turban musste Melsungens bester Torschütze schließlich das Feld verlassen. Und kurz danach verkürzte Walz auch noch auf 23:25 (56.).

Einmal mehr nahmen die Rot-Weißen dem Eisenacher Vorwärtsdrang aber sofort die Wirkung. Dieses Mal in Person von David Mandic und Balenciaga, die mit ihren Toren zum 27:23 (58.) aus MT-Sicht endgültig den Deckel auf diesen wichtigen Erfolg machten. Und die Melsunger Fans feierten den Auswärtssieg.

Statistik
ThSV Eisenach: Kornecki (2 Paraden / 13 Gegentore), Spikic (6 P. / 14 G.) 1; Reichmuth, Zehnder 6, Walz 6, Mengon, Grgic 2, Ende 2, Heitkamp, Meyer, Donker, Kurch, Schneibel, Snajder 2/2, Weyhrauch, Saul 6 – Trainer Misha Kaufmann.

MT Melsungen: Morawski (8 Paraden / 18 Gegentore), Simic (1 P. / 6 G.); Kühn, Balenciaga 4, Mandic 3, Sipos 1, Kristopans 1, Ignatow, Moraes 1, Drosten, Jonsson 5, Arnarsson 1, Aho, Hörr, Martinovic 3, Kastening 8/2 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah (München) / Suresh Thiyagaraja (Köln); DHB-Spielaufsicht: Thorsten Zacharias.

Zeitstrafen: 8 – 8 Minuten (Walz 0:59, Kurch 15:44/18:14, Grgic 32:15 – Sipos 37:42/51:22, Jonsson 45:38, Balenciaga 57:51)

Strafwürfe: 3/2 – 2/2 (Zehnder scheitert an Morawski 4:11)

Zuschauer: 2.889 Werner-Aßmann-Halle, Eisenach

Spielstände: 0:1 (3.), 0:3 (6.), 1:7 (12.), 4:10 (17.), 5:12 (20.), 8:12 (27.), 9:13 (27.) HZ – 10:13 (31.), 12:18 (37.), 14:19 (38.), 16:21 (44.), 19:21 (47.), 21:25 (52.), 23:25 (56.), 23:27 (58.), 24:27 (60.) Endstand.