MT und Kiel teilen sich die Punkte
Zum Auftakt in die Hauptrunde der EHF European League teilen sich die MT Melsungen und der THW Kiel die Punkte. Nach intensiven 60 Minuten stand es am Dienstagabend 26:26 (14:13).
Wer leidenschaftlichen und intensiven Handball mag, der war am Dienstagabend genau richtig in der Kasseler Rothenbach-Halle. Die MT Melsungen und der THW Kiel lieferten sich im ersten Spiel der Hauptrunde in der European League einen offenen Schlagabtausch und trennten sich am Ende 26:26 (14:13). „Ein verdientes Unentschieden“, sagte Elvar Örn Jonsson, einer der besten Melsunger, nach der Partie.
Die MT bewies Moral. Nach 45 Minuten stand es 18:22. Das Momentum lag eindeutig bei den Kielern, „aber wir haben uns wieder herangekämpft“, fasste Jonsson zusammen. Erst in der Schlussminute gelang Erik Balenciaga der Ausgleich. Bis dahin liefen die Nordhessen durchweg einem Rückstand hinterher.
Es war ein hartes Brett, das die Gastgeber zu bohren hatten. Denn die Kieler bewegten sich ebenso schnell wie geschickt, machten mit dem bewährten Tandem Patrick Wienczek und Hendrik Pekeler die Mitte dicht und schoben flugs alle Löcher zu. Da durchzukommen, war enorm schwer. Jeden Ballverlust nutzte Kiel konsequent zu schnellen Kontern, führte durch Tempogegenstöße von Bence Imre und Emil Madsen früh mit 2:1 (3.).
Der erste Melsunger, der auf harte Würfe aus der Distanz setzte, war Dainis Kristopans. Er fand in Aaron Mensing sofort einen Nachahmer und fortan war die MT über ihre Halbpositionen voll im Spiel. Auch wenn es zwischendrin Rogerio Moraes (Foto: Käsler) war, der vom Kreis die Führung zum 4:3 (12.) zurückeroberte, rissen die beiden Rückraum-Kanoniere der Nordhessen das Spiel an sich. Dreimal Mensing, dreimal Kristopans und dann noch einmal Ian Barrufet von der Siebenmeterlinie – Melsungen hatte sich mit dem 10:6 (20.) ein ordentliches Polster geschaffen.
Das für Ruhe aber längst nicht taugte. Dafür sorgte unter anderem der Kieler Torhüterwechsel von Andreas Wolff auf Tomas Mrkva, der gleich zweimal retten konnte. Dazu ein mächtig aufdrehender Eric Johansson und Filip Jichas Übergang zum Spiel sieben gegen sechs. Das band die Gastgeber wesentlich enger am Kreis, was Johansson noch mehr in die Karten spielte. Weil das eigene Überzahlspiel zu fehlerbehaftet war, schlossen die Norddeutschen durch Johanssons Wurf ins leere Tor und Pekelers Gegenstoßtreffer gegen den gerade auf die Linie zurückgeeilten Simic noch vor der Halbzeit wieder auf.
Und nach Wiederbeginn kamen die Gäste sofort zum Ausgleich – mit einem sich immer mehr steigernden Mrkva zwischen den Pfosten, der beim ersten gehaltenen Strafwurf von Barrufet noch dessen Nachwurf passieren lassen musste, den zweiten, nur fünf Minuten später, dann ins Toraus lenkte. Dazu hatte er noch zwei bärenstarke Aktionen gegen Dimitri Ignatow und war damit Wegbereiter zu Rune Dahmkes Lauf aufs gerade wieder von Simic verlassene Tor zum 17:18 (40.). Die erste Kieler Führung seit der frühen Anfangsphase.
Kiel war komplett drin in diesem zweiten Durchgang, die MT in den Köpfen noch längst nicht zurück aus der Kabine. Dahmke wurde zum Faktor, verbuchte mit dem 18:19 seinen dritten Treffer innerhalb von nur zweieinhalb Minuten. Hatte Melsungen Mitte der ersten Halbzeit mit vier Toren geführt, lagen 25 Minuten später die Zebras ihrerseits mit vier Treffern vorn – Tempogegenstoß Imre zum 18:22 (45.). Allerdings, das muss angemerkt werden, blieben in dieser Phase zwei klare Fouls gegen Balenciaga und Kristopans ungeahndet.
Trotzdem war in den letzten Minuten wieder alles drin. Enderleit, Mensing und Barrufet stellten den Anschluss wieder her und hielten ihn auch. Sogar der gesundheitlich angeschlagene Adrian Sipos wurde in der Crunchtime aufs Feld beordert, um der Abwehr zusätzliche Stabilität zu geben. Was gelang. Kiel kam nicht durch, doch gegenüber hielt die Deckung der Zebras dem Druck ebenfalls stand.
Dann: Klasse Variante der MT beim Freiwurf zum möglichen Ausgleich, doch erneut Mrkva lenkte den Wurf von Mensing an die Latte. Danach noch eine Chance, weil Elias Ellefsen á Skipahotu in Melsungens Abwehrmauer hängenblieb. Und die nutzte Balenciaga tatsächlich zum verdienten 26:26, genau 18 Sekunden vor Schluss.
MT Melsungen: Simic (7 Paraden / 21 Gegentore), Morawski (0 P. / 5 G.); Enderleit 2, Balenciaga 1, Sipos, Kristopans 3, Ignatow 1, Moraes 4, Jonsson 2, Soler, Svensson, Mensing 6, Kastening 1/1, Barrufet 6/1 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
THW Kiel: Wolff (2 Paraden / 9 Gegentore), Mrkva (9 P. / 17 G.); Reinkind, Landin, Overby 1, Wiencek 1, Johansson 8, Dahmke 3, Zerbe, Kutz, Madsen 4, Pekeler 1, a Skipagotu 4,Imre 4/1 – Trainer Filip Jicha.
Schiedsrichter: Danielo Bozhinovski / Viktor Nachevski (Nordmazedonien); EHF-Delegierter: Stephan Vitzthum (Schweiz).
Zeitstrafen: 2 – 4 Minuten (Enderleit 37:03 – Madsen 8:11, Reinkind 44:57)
Strafwürfe: 4/2 – 1/1 (Mrkva hält Wurf von Barrufet 31:25, Barrufet scheitert erneut an Mrkva 36:25)
Zuschauer: 3.289 in der Rothenbach-Halle, Kassel
Spielstände: 1:0 (1.), 1:2 (4.), 5:5 (13.), 7:5 (15.), 10:6 (20.), 12:7 (23.), 14:10 (26.), 14:13 (30.) HZ – 14:14 (31.), 18:18 (40.), 18:22 (45.), 21:22 (47.), 22:24 (51.), 23:25 (53.), 24:26 (54.), 25:26 (56.), 26:26 (60.) Endstand.