O du Fröhliche – MT siegt im Gipfeltreffen
Die MT Melsungen ist auch von der TSV Hannover-Burgdorf nicht zu stoppen. Im Gipfeltreffen hat der Spitzenreiter der DAIKIN Handball-Bundesliga den Tabellenzweiten deutlich mit 31:23 (16:11) besiegt.
Einen Tag vor Heiligabend hatten die Fans der MT Melsungen allen Grund, O du Fröhliche anzustimmen. Der nordhessische Handball-Bundesligist hat der TSV Hannover-Burgdorf am 16. Spieltag klar die Grenzen aufgezeigt und im Topspiel am Montagabend souverän 31:23 (16:11) gewonnen.
Damit baute die Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo die Tabellenführung aus, und sie blieb obendrein in der Hinrunde ohne Niederlage vor eigenem Publikum. Und unabhängig vom abschließenden Spiel am Freitag in Göppingen steht fest, dass die MT an der Tabellenspitze überwintern wird.
Die MT-Startformation am Montag durfte man durchaus als überraschend bezeichnen: David Mandic, Alexandre Cavalcanti, Elvar Örn Jonsson, Nikolaj Enderleit und Dimitri Ignatow, dazu Arnar Freyr Arnarsson am Kreis, der defensiv für Adrian Sipos Platz machte, und Nebojsa Simic im Tor. Und diese Besetzung bereitete den Hannoveranern vom Anwurf weg erhebliche Probleme. Vor allem Enderleit fand auf seiner Seite Lücken zum erfolgreichen Torwurf und hatte das Auge für Arnarsson, der zuverlässig verwertete. So auch zum 6:2 (11.), das Christian Prokop früh zur ersten Auszeit zwang.
Als sich die Niedersachsen danach auf diese beiden eingestellt hatten, Bälle angelten und zum 6:5 (14.) aufschlossen, übernahm Cavalcanti übergangslos. Gleich drei hintereinander wuchtete er ins Netz, einen davon artistisch mit dem Rücken zum Tor, bis der Vier-Tore-Vorsprung nach Ignatows Tempogegenstoß zum 10:6 (18.) wieder auf der Tafel stand. Das war souverän, was Melsungen da herunterspielte. Auch in der Deckung, die Renars Uscins prima im Griff hatte. Der Linkshänder taute erst gegen Ende der ersten Hälfte etwas auf und traf mehrfach.
Da hatte die mittlerweile fast komplett durchgewechselte MT allerdings alles im Griff. Parrondo setzte auf den siebten Feldspieler und erhöhte den Druck auf die Defensive der Gäste. Dainis Kristopans glänzte nach seiner Einwechslung einmal mehr als Vorbereiter für Aaron Mensing und Arnarsson, Erik Balenciaga setzte seinen Kreisläufer ebenfalls gut in Szene und Ian Barrufet traf nicht nur von der Siebenmeterlinie, sondern auch mit wenig Winkel von außen. Lohn der wirklich starken rot-weißen ersten Hälfte war eine ebenso deutliche wie auch verdiente Führung des Tabellenführers.
Der sah sich nach dem Seitenwechsel einem wesentlich aktiveren und vor allem kreativeren Gegner gegenüber. Da verlegte sich Uscins mehr auf das Vorbereiten für Marius Steinhauser und übernahm Martin Hanne die Rolle des kompromisslosen Distanzschützen, der sich regelmäßig auch durch die Abwehr in die Nahwurfzone durchschlängelte. Auf 18:16 (37.) und 20:18 (40.) und 21:19 (42.) brachte der Halblinke Hannover heran. Ganz stark. Noch stärker jedoch die Antwort der Gastgeber. Erst schloss Ian Barrufet dreimal direkt hintereinander ab, dann wurde für Ignatow abgeräumt wie aus dem Lehrbuch: 25:19 (47.). Die zweite Hälfte war gerade zur Hälfte absolviert und in der Rothenbach-Halle saß niemand mehr.
So gut die TSV auch verteidigte, sie brachte Melsungens Aufbaureihe nicht aus der Ruhe. Da wurde notfalls bis zum letzten Pass kombiniert und immer noch eine allerletzte Lücke gefunden. Uscins geriet zum Sinnbild der Hannoveraner Verzweiflung, als er erst kopfschüttelnd den eigenen Fehlwurf kommentierte und im darauffolgenden Angriff den Ball einfach aus der Hand verlor.
Die MT kümmerte das wenig, da zog Mensing knallhart durch, jagte Balenciaga das Leder ins Netz und bejubelte Youngster Bruno Eickhoff seinen nächsten Treffer. Melsungen obenauf, Hannover regelrecht konsterniert. Der letzte Kracher von Mensing geradewegs in den langen Winkel wurde schon begleitet von Sprechchören „O, wie ist das schön“, die in der letzten Spielminute durchgängig von den Rängen schallten. (Michael Koch)
Stimmen
Roberto Garcia Parrondo: Einen Glückwunsch möchte ich heute auch Hannover geben für die bisher ganz starke Leistung in dieser Saison. Bezogen auf uns bin ich natürlich froh und zufrieden, noch einmal gewonnen zu haben. Heute war ich mir da vorher gar nicht so sicher, weil wir zuletzt in kurzer Zeit doch sehr viele Partien zu absolvieren hatten. Aber alle Spieler sind trotzdem mit sehr viel Energie reingegangen, wofür ich jedem einzelnen ein Dankeschön sagen möchte. Ich wünsche allen Frohe Weihnachten.
Christian Prokop: Halbzeit- und Endergebnis sagen viel aus. Das war heute völlig verdient, also Glückwünsche an Roberto und die MT. Wir sind enttäuscht, dass wir unsere PS heute nicht auf die Straße bringen konnten und haben das Spiel zu schnell mit Fehlern aus der Hand gegeben. Wir bekamen nie den Zugriff auf die zwar aggressiv, aber immer fair spielende Melsunger Deckung. Trotzdem hatten wir in der zweiten Hälfte unsere Chance und waren auf zwei Tore dran. Hatten dann aber nicht die Durchschlagskraft und das heiße Herz, was es hier für die MT gebraucht hätte.
Statistik
MT Melsungen: Simic (7 Paraden / 22 Gegentore), Morawski (1 P. / 1 G.); Enderleit 3, Balenciaga 2, Mandic 3, Sipos, Kristopans, Ignatow 3, Drosten, Jonsson, Arnarsson 3, Cavalcanti 6, Mensing 3, Eickhoff 1, Kastening, Barrufet 7/3 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
TSV Hannover-Burgdorf: Birlehm (5 Paraden / 23 Gegentore), Gade (0 P. / 8 G.); Uscins 5, Steinhauser 5/1, Michalczik, Kulesh 1, Edvardsson 2, Gerbl, Zink, Stutzke, Hanne 5, Solstad 1, Fischer 3, Feise 1, Ayar, Weber – Trainer Christian Prokop.
Schiedsrichter: Robert Schulze (Magdeburg) / Tobias Tönnies (Mageburg); Spielaufsicht: Thorsten Zacharias.
Zeitstrafen: 4 – 8 Minuten (Sipos 17:14/48:17 – Stutzke 15:05, Fischer 25:14/40:23, Steinhauser 27:50)
Strafwürfe: 3/3 – 1/1
Zuschauer: 4.491 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft)
Spielstände: 1:0 (1.), 1:1 (4.), 4:1 (8.), 7:6 (15.), 10:6 (18.), 13:8 (23.), 14:11 (28.), 16:11 (30.) HZ – 16:12 (31.), 17:14 (33.), 20:18 (40.), 21:19 (42.), 25:19 (47.), 27:21 (51.), 29:23 (58.), 31:23 (60.) Ende.
Auf unserem Foto nimmt es MT-Profi Alexandre Cavalcanti mit den Hannoveranern Lukas Stutzke und Renars Uscins auf. (Foto: Käsler)