Vorbereitungstest: MT und Berlin trennen sich remis

Im letzten Härtetest vor der am nächsten Wochenende beginnenden neuen Saison in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga trennte sich die MT Melsungen am Freitagabend vor 1.043 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle mit 24:24 (18:9) von den Füchsen Berlin. Überzeugte dabei in der ersten Hälfte, konnte ihre starke Leistung aber in der zweiten Halbzeit nicht bestätigen. Viermal war Ivan Martinovic für die Hausherren erfolgreich, bei den Gästen zeigte sich Mathias Gidsel mit sechs Treffern am torhungrigsten.



Außer seinen drei erfolgreichen Abschlüssen lieferte er mehrere sehenswerte Anspiele – vor allem an die Kreisläufer: Neuzugang Dainis Kristopans (Foto: A. Käsler.

In nomineller Bestbesetzung ging die MT ins Spiel, was schon lange nicht mehr der Fall war. Natürlich dabei die drei Neuzugänge Erik Balenciaga, Adrian Sipos und Dainis Kristopans, der als einziger des Trios in der Start-Sieben stand. Überraschend: Dimitri Ignatow und Florian Drosten bekamen auf den Außenbahnen zunächst den Vorzug gegenüber David Mandic und Timo Kastening, der dafür seine Mannschaft zuvor erstmals als Kapitän aufs heimische Feld geführt hatte. Komplettiert wurde die MT-Startformation von Elvar Örn Jonsson und Domagoj Pavlovic im Rückraum, Rogério Moraes am Kreis sowie Adam Morawski im Tor.

Was sofort auffiel: Dainis Kristopans ist trotz seiner imposanten Erscheinung weniger der klassische Shooter als vielmehr ein aufmerksamer Beobachter mit Blick für die Nebenleute. Davon profitierten gerade in der Anfangsphase die Kreisläufer. Rogério Moraes traf zweimal nach klasse Zuspiel des Neuen im MT-Dress, Adrian Sipos einmal. Zwei Bälle versenkte Kristopans dazu noch selbst, so dass die Melsunger nach einer Viertelstunde verdient mit 9:6 vorn lagen. Zeit für Trainer Roberto Garcia Parrondo, um die Feldpositionen einmal komplett durchzuwechseln.

Seine neue Formation: Erik Balenciaga zwischen Julius Kühn und Ivan Martinovic im Rückraum, David Mandic und Timo Kastening auf den Flügeln, Arnar Freyr Arnarsson am Kreis. Melsungen also frisch, Berlin leicht verwirrt, der Vorsprung wuchs an. Bis auf 14:7 durch Timo Kastening, der aus unmöglichem Winkel ganz clever Dejan Milosavljev’s Rückseite als Prellfläche missbrauchte (25.). Noch schöner das 17:9 von David Mandic nach überragender Vorarbeit von Ivan Martinovic, der anschließend den Pausenstand höchstselbst klar machte.

Überraschung, oder auch nicht, nach dem Seitenwechsel: die Anfangsformation der MT stand wieder auf der Platte. Weiter allerdings mit Adam Morawski zwischen den Pfosten, der gleich zweimal glänzend gegen Würfe aus dem linken Berliner Rückraum parierte. Wie auch Dejan Milosavljev zwei Melsunger Möglichkeiten zunichtemachte und darüber hinaus noch zwei Kastening-Siebenmeter binnen drei Minuten abwehrte. Jetzt also, vor allem wegen des bärenstarken Serben als Rückhalt, die Berliner im Vorwärtsgang. Mijajlo Marsenic unter Bedrängnis vom Kreis und Jerry Tollbring von der Siebenmeterlinie sowie ebenfalls aus der Nahwurfzone: nur noch 18:14 (43.) und nach mehr als zehn Minuten in der zweiten Hälfte immer noch kein Tor der Hausherren.

Erik Balenciaga durfte schließlich als einziger schon vor Ablauf der Viertelstundenfrist wieder ins Geschehen eingreifen. Und wuselte sich prompt durch die Berliner Deckung zum lautstark bejubelten ersten Erfolgserlebnis des zweiten Durchganges. Kurz darauf, Fabian Wiede hatte soeben auf 19:15 verkürzt, waren turnusgemäß auch Kühn, Martinovic, Mandic, Kastening und Arnarsson wieder aktiv. Ungeplant runter vom Feld musste dagegen nach 51 Minuten Adrian Sipos, der sich bei einem schnellen Vorstoß von Mathias Gidsel den Knöchel lädierte.

Da stand es noch 21:18, aber die Berliner Aufholjagd war noch längst nicht beendet. Exakt fünf Minuten vor Ultimo waren die Hauptstädter nach Gidsels fünftem Treffer auf 22:21 ran, konnten sich weiter auf Dejan Milosavljev verlassen und auf ihren neuen Rechtsaußen Hakun West av Teigum zählen: der Mann von den Färöer Inseln lochte zum Ausgleich. Crunch Time also in Reinkultur und genau zum richtigen Zeitpunkt packte die MT tief in die Spielzug-Kiste. Traumkombination im Rückraum mit dem entscheidenden Pass von Julius Kühn auf Arnar Freyr Arnarsson: 24:23 (59.). Doch das reichte nicht, weil für Berlin Gidsel Verantwortung übernahm und abermals ausglich. Der letzte Angriff gehörte dann zwar Melsungen, brachte aber kein Erfolgserlebnis mehr.

MT Melsungen – Füchse Berlin: 24:24 (18:9)

MT Melsungen: Morawski (11 Paraden / 24 Gegentore), Simic (n. e.); Kühn 1, Balenciaga 2, Mandic 3, Sipos 2, Kristopans 3, Ignatow 1, Moraes 3, Drosten, Jonsson 2, Arnarsson 1, Wolf, Hörr, Martinovic 4, Kastening 2, Pavlovic –  Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Füchse Berlin: Milosavljev (14 P. / 24 G.), Ludwig (n. e.); Wiede 2, Darj, Tollbring 4/2, Andersson 2, Lichtlein 1, Lindberg 1/1, Gidsel 6, Freihöfer 1, Langhoff, Beneke, Sauter, West av Teigum 2, Kopljar, Jacobs, Marsenic 5 –  Trainer Jaron Siewert.

Schiedsrichter: Fabian Friedel (Leipzig) / Rick Herrmann (Zschorlau)

Zeitstrafen: 6 – 2 Minuten (Sipos 16:41, Arnarsson 50:11, Jonsson 55:37 – Langhoff 23:20)

Strafwürfe: 2/0 – 4/3 (Lindberg scheitert an Morawski 13:54, Kastening scheitert an Milosavljev 34:55 37:09).

Zuschauer: 1.043 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Verlauf: 1:0 (1.), 4:1 (7.), 7:5 (13.), 12:6 (21.), 16:7 (28.), 18:9 (HZ), 18:14 (43.), 20:17 (49.), 22:19 (54.), 22:22 (57.), 23:23 (58.), 24:24 (ENDE).

Das nächste Spiel – Bundesligaauftakt zur Saison 2023/24:
MT Melsungen – Frisch Auf! Gppingen, So., 27.08.23, 16:30 Uhr, Rothenbach-Hale Kassel