Wolf: Kann wirklich nicht meckern

Am Samstag empfängt die MT Melsungen 2 in der Stadtsporthalle den Tabellen-Dritten TSG A-H Bielefeld (Anwurf: 18 Uhr). Mit dabei sein wird der 18-jährige Tom Wolf, momentan vielleicht der gefragteste Spieler der MT.

Das Programm des Top-Talents könnte im Moment kaum größer sein. Drittliga-Kampf mit der MT 2, Junioren-Nationalmannschaft, umfangreiches Training mit den HBL-Profis durch seine Zugehörigkeit zum Förderkader, nun nach der Verletzung von Aaron Mensing kann er zudem in den HBL-Kader von Roberto Garcia Parrondo rutschen – dort war Tom Wolf (Foto: Hartung) bereits am Dienstag in Skopje in der European League gefordert.

Wie geht ein junger Spieler mit einer solchen Situation um? Wir haben bei dem 18-Jährigen nachgefragt: Tom Wolf über …

die Vielfalt seiner Einsätze:
Ja, das ist schon ein strammes Programm. Es kam ja noch die Nationalmannschaft dazu und Anfang der Saison die A-Jugend. Also vier Teams, für die ich trainiere, gespielt habe und noch spiele. Es ist manchmal eine echte Aufgabe für den Kopf, da immer umzuschalten.

den Ablauf seiner Woche: Nach dem MT2-Spiel am letzten Samstag in Lemgo war am Sonntagmorgen Training mit der Ersten. Anschließend habe ich meine Sachen gepackt für den eigentlich von Montag bis Samstag früh geplanten U19-Lehrgang des DHB. Sonntagabend kam dann der Anruf, dass ich mit den Profis zum Europacup fahre. Also schnell noch alles umpacken. Am Montagmorgen ging es los zum Flughafen und am Nachmittag war vor Ort in Nordmazedonien schon das Abschlusstraining. Dienstag Aktivierung und Vorbereitung, abends das Spiel gegen Vardar und noch in der Nacht um drei Uhr Rückfahrt zum Flughafen. Zurück in Deutschland am Mittwoch nochmal Training. Donnerstag Schule mit zwischendrin Athletiktraining und am späten Nachmittag Abschlusstraining für Flensburg. Freitag wird davon abhängen, ob ich am Abend mit im Kader bin oder nicht. Das Abschlusstraining mit der MT 2 für Bielefeld würde ich dann verpassen, das Spiel am Samstag steht aber fest im Programm. Der Sonntag gehört der Schule, gegebenenfalls mit Training zwischendrin, wenn wir nicht frei bekommen. Denn da schreibe ich am kommenden Montag eine vierstündige Leistungskurs-Klausur in Mathe.

Schulstress: Ich bin in der 13. Klasse und gehe auf das Abitur nächsten Sommer am Geschwister-Scholl-Gymnasium zu. Momentan stecken wir in den Vor-Abi-Klausuren, was viel Zeit und manchmal Nerven kostet. Das heißt ja auch, dass ich mir neben allem anderen jetzt schon Gedanken machen muss, was danach mit dem Studium wird.

Ausgleich: Gefühlt ist es jedes Jahr in dieser Zeit vor Weihnachten am herausforderndsten. Aber es geht mir gut dabei. Es ist sehr wichtig, immer einen Ausgleich zu haben. Mit meiner Freundin, meiner Familie und Freunden, bei denen es auch andere Themen als Handball gibt. Ebenso wichtig ist die gute medizinische Betreuung, die ich bei der MT durch unsere Physios und Athletik-Trainer bekomme. Auch da hilft die Zeit der Behandlungen, die Gedanken zu sortieren und an der Regeneration zu arbeiten.

seine Leistungen: Gerade bei der MT 2 bin ich aktuell sehr zufrieden. Ich sehe selbst einen großen Schritt im Vergleich zum letzten Jahr. Mein Trainer Finn Lemke schenkt mir das Vertrauen, auf dem Feld wichtige Entscheidungen zu treffen, wodurch sich meine Rolle dort gut entwickelt hat. Die verstärkte Einbindung bei der Ersten ermöglicht mir noch mehr Training auf höchstem Niveau und durch Aaron Mensings Verletzung, dem ich selbstverständlich beste Genesung und eine schnelle Rückkehr wünsche, kann ich mich dort auch zeigen. Ich kann momentan wirklich nicht meckern.

den Spagat Erste und Zweite binnen 24 Stunden: Das darf kein Problem sein. Bei der Nationalmannschaft haben wir oft zwei Spiele an zwei Tagen. Ich bin es gewohnt, mich kurz hintereinander auf zwei unterschiedliche Gegner einzustellen.

die MT 2 und Bielefeld: Unsere Mannschaft spürt trotz der jüngsten Dämpfer keinen Druck. Wir haben in dieser Saison schon gezeigt, zu was wir im Stande sind und welches Potenzial in uns steckt. Wir hatten noch keinen Gegner, gegen den wir absolut chancenlos gewesen wären. Wir trainieren auf absolut hohem Niveau und wissen, dass wir zu Hause mit jedem Gegner mithalten können, auch wenn der Bielefeld heißt und mit erst einer Saisonniederlage Dritter ist.

Eintrittskarten für die Begegnung der MT 2 gegen die TSG A-H Bielefeld gibt es über das Online-Ticketportal der MT Melsungen (http://mt-ticket.de) und an der Tageskasse in Melsungen. Der Livestream der Partie läuft wie gewohnt über die Plattform von Sportdeutschland.TV. (Michael Koch)